- Status: abgeschlossen
- Laufzeit: August 2022 bis Januar 2024
- Programm: Modellprojekte Smart Cities
Ziel der Studie im Rahmen der Modellprojekte Smart Cities war es, Potenziale und Herausforderungen bei der Einführung von Open-Source-Software (OSS) in der Kommunalverwaltung aufzuzeigen. Anwendungsbeispiele zeigen, worauf es bei der Einführung von OSS ankommt.
Ausgangslage
Ausgangslage
Open-Source-Software (OSS) ist ein elementarer Baustein der digitalen Souveränität der öffentlichen Verwaltung. Besonders einschränkend wirkt sich der sogenannte Vendor-Lock-in-Effekt aus, bei dem Softwareprodukte und Dienstleistungen eines Unternehmens zwar im unternehmenseigenen Ökosystem gut funktionieren, in Verbindung mit Produkten anderer Hersteller jedoch Probleme bereiten. Um diese Abhängigkeit von einem Unternehmen oder einem bestimmten Software-Ökosystem zu vermeiden, fördern das BMWSB und das BBSR im Rahmen des Programms Modellprojekte Smart Cities (MPSC) den Einsatz und die Entwicklung von OSS und offenen Schnittstellen getreu dem Grundsatz „Public Money – Public Code“.
Die Studie widmete sich den Herausforderungen und Potenzialen bei der Einführung und Nutzung von OSS in der Kommunalverwaltung. Diesen stehen zahlreiche strukturelle Hemmnisse (zum Beispiel Personalkompetenz, Integration in die bestehende IT-Architektur, Beschaffung) entgegen. Die Diskussion erfolgt am Anwendungsbeispiel der kommunalen Planungspraxis und zeigt exemplarisch Wege auf, worauf bei der Einführung von OSS besonders zu achten ist.
Ziel
Ziel
Die Studie ist als Entscheidungshilfe zu verstehen, deren Gegenstand unter anderem Handlungsempfehlungen für Kommunen zur Einführung von OSS sind. Dazu werden grundlegende Begrifflichkeiten und Hintergründe im Kontext von OSS erläutert sowie eine Analyse von Ressourcen, Rollen und Akteuren im Rahmen von Software- und Dienstleistungsangeboten im Bereich der Stadt- und Regionalentwicklung durchgeführt. Im Ergebnis sollten kommunale Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger bei der Planung, Beschaffung und Umsetzung von Hard- und Softwarelösungen unterstützen.
Auftragnehmer des Projekts war das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE (Kaiserslautern) als Teil des Forschungsclusters der Koordinierungs- und Transferstelle (KTS) Modellprojekte Smart Cities.
Konzept
Konzept
Die Durchführung der Studie erfolgte auf Basis aktueller Fachliteratur und mittels Desk Research aktueller Informationen zum Umgang mit OSS. Dazu zählen MPSC-Projektanträge und -strategien, Projektwebseiten, Community-Webseiten und Artikel. Darüber hinaus wurden relevante Austauschplattformen und Informationen aus bestehenden Open-Source-Communities, insbesondere auch im Kontext der MPSC, einbezogen. Ferner wurden acht Experteninterviews mit Vertreterinnen und Vertretern von Stadtverwaltungen, kommunalen IT-Dienstleistern, privaten IT-Dienstleistern im kommunalen Auftrag und der angewandten Forschung durchgeführt. Letztere dienten insbesondere dazu, unterschiedliche Perspektiven auf OSS zu erfassen.
Ausschlaggebend für die Auswahl der Interviewpartnerinnen und Interviewpartner war, dass sie entweder selbst aktiv an der Entwicklung oder Anwendung von OSS beteiligt sind oder die Kommune dabei unterstützen und sich in bestehenden Austauschgruppen, Communities oder Fachforen engagieren. Vor diesem Hintergrund sollte die Kurzstudie einen Beitrag zu folgenden Fragen leisten:
Frageblock 1
Frageblock 1
- Welcher Nutzen soll mit der Verwendung von Open Source erzielt werden?
- Welchen Bedarf haben Kommunen?
- Welche Hard- und Software-Produkte werden für diesen Bedarf verwendet?
- Bieten OSS Verbesserungspotenziale?
- Für welche Verfahren im Kontext der Stadtentwicklung, Stadtplanung und der Bauordnung bestehen bisher ausschließlich proprietäre Anwendungen?
Frageblock 2
Frageblock 2
- Was sind konkrete Anwendungsfälle für Open Source? In welchen Bereichen wird OSS bereits verwendet?
- Welche (insbesondere Open Source-)Produkte eignen sich, um eine Datenplattform aufzubauen und in der kommunalen Praxis (Stadtentwicklung, Stadtplanung und Bauordnung) einzusetzen?
- Was waren die Hindernisse bei der Einführung? Wie wurde den Hindernissen entgegengetreten?
- Welcher Aufwand muss nach der Einführung von OSS kontinuierlich betrieben werden, um den „Betrieb“ von OSS zu gewährleisten?
- Wo müssen welche Kompetenzen für OSS aufgebaut oder eingekauft werden?
- Wo sind Schnittstellen zwischen proprietären und offenen Lösungen?
Frageblock 3
Frageblock 3
- Welche Schritte von der Entscheidung für Open Source bis zum Betrieb müssen gegangen werden?
- Welche Open-Source-Lösungen sind vorhanden?
- Welche Open-Source-Lösungen haben sich bereits bewährt?
- Wo ergeben sich Risiken oder Limitierungen für Kommunen?
Frageblock 4
Frageblock 4
- Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um die Beschaffung, Bereitstellung und Pflege zu ermöglichen?
- Wann ist es wichtig, eigenes Know-how aufzubauen?
- Wann ist eine interkommunale Entwicklungsgemeinschaft sinnvoll?
Frageblock 5
Frageblock 5
- Welche Open-Source-Lizenzen können von Kommunen genutzt werden?
- Wie können offene Schnittstellen integriert werden?
Ergebnisse
Die Studie führt überblicksartig in die Begrifflichkeiten rund um den Einsatz von OSS in der Kommunalverwaltung ein und räumt gleichzeitig mit vielen Missverständnissen und Fehlannahmen auf. Einer der größten Mythen ist, dass OSS kostenlos sei. Entlang verschiedener Entwicklungspfade und Anforderungen zeigt die Studie, warum dies nicht der Fall ist, auch wenn die für proprietäre Software typischen Lizenzkosten nicht anfallen. Sowohl bei der Beschaffung für die Entwicklung und den Betrieb eines fertigen OS-Softwareprodukts müssen entsprechende finanzielle Entwicklungskapazitäten eingeplant werden, als auch bei der Eigenentwicklung von OSS sind die Personal- und Sachkosten nicht zu unterschätzen. Im Ergebnis ist nicht zwangsläufig von einer signifikanten finanziellen Entlastung gegenüber proprietärer Software auszugehen, jedoch ist die Abhängigkeit von Softwareherstellern deutlich geringer. Weitere, insbesondere gesamtgesellschaftliche Synergieeffekte können sich durch die Wiederverwendung beziehungsweise Nachnutzung der Software durch andere Ämter und Kommunen sowie durch Entwicklungspartnerschaften mehrerer Kommunen beziehungsweise kommunaler IT-Dienstleister ergeben. Zusätzlich kann die Schwerpunktlegung bei der Softwareentwicklung auf offene Standards interoperabel nutzbare Lösungen gewährleisten.
Neben diesen übergeordneten Vorteilen ergeben sich auch konkrete Mehrwerte durch den Einsatz von OSS. Diese liegen insbesondere in den Anpassungsmöglichkeiten der Software an lokale Bedürfnisse, in interoperablen Schnittstellen und kollaborativer Nutzung, in der Transparenz und Weiterentwicklungsmöglichkeit des Codes und in der Möglichkeit der indirekten Förderung auch kleinerer, regionaler IT-Büros. Am Beispiel von xPlanBox und QGIS wird deutlich, dass die Einführung entsprechender Software die Beteiligung verschiedener Stellen innerhalb einer Kommunalverwaltung erfordert. Den kommunalen IT-Dienstleistern kommt bei der Beratung zur Einführung und Nutzung von OSS eine besondere Bedeutung zu. Inwieweit sich der Einsatz von OSS in der gesamten Breite der Verwaltung oder eher punktuell, zum Beispiel in den Bereichen Geoinformation und IT-Infrastruktur, eignet, hängt auch maßgeblich von der Leistungsfähigkeit des kommunalen IT-Dienstleisters im Zusammenspiel mit der verwaltungsinternen IT-Abteilung ab. Die Studie listet eine Reihe konkreter OS-Anwendungen und -Communities auf, die einerseits Anregungen für den Einsatz von OSS in bestimmten Anwendungsbereichen geben, andererseits aber auch vertiefende Informationsgrundlagen und Gelegenheit zum fachlichen Austausch zum Thema bieten.
Publikation: Download und Bestellung
Interessierte können die neue Veröffentlichung online abrufen. Gedruckte Exemplare können kostenfrei beim BBSR bestellt werden: publikationen.bbsr@bbr.bund.de.
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