Event details
Stadthalle Gütersloh
Friedrichstraße 10
33330 Gütersloh
Deutschland
Paragraphs
Warum ist der Umgang mit Daten so ein zentraler Aspekt in der Smart City? Was sind dabei die größten Herausforderungen? Wie können Kommunen mit der Entwicklung von Datenplattformen oder City-Apps starten oder dazu mit anderen Kommunen kooperieren? Rund 150 Teilnehmende, darunter auch viele bundesweit angereiste, aus nicht geförderten Kommunen, haben sich am 16. März 2023 in der Stadthalle Gütersloh mit diesen Fragen beschäftigt und in vielfältigen Formaten und Angeboten ausgetauscht und vernetzt.
Kurze Wege, grün und innovative Kooperationen
„Willkommen in der ‚Stadt der kurzen Wege‘, begrüßte Carsten Schlepphorst, Beigeordneter der Stadt Gütersloh für Digitalisierung, das Publikum. Gütersloh verbinde Nachhaltigkeit mit Innovation und Wirtschaftskraft. Als Praxisbeispiel skizzierte er die Maßnahme der Taupunktermittlung zur Optimierung des städtischen Winterdienstes: Hier ermittelt eine Sensorik den optimalen Taupunkt, damit die Streudienste ihre Routenplanung optimieren können. Die Sensoren können ebenfalls zum Aufspüren von Hitzeinseln im Sommer genutzt und unkompliziert auf andere Kommunen übertragen und angepasst werden. Als zweites Beispiel nannte er die ressourcenschonende „Radwegbeleuchtung“. Auf einem 60 Kilometer langen Fernradweg spart eine sensorisch gesteuerte Beleuchtung Energie, indem sie sich nur dann einschaltet, wenn sich eine Radfahrerin oder ein Radfahrer den Sensoren nähert. In den Pausen konnten die Teilnehmenden das innovative Parkraum-Sensorikmodell zur intelligenten Parkflächennutzung für die Gütersloher Innenstadt entdecken.
Um die Datenschätze einer Smart City zu heben, sei es zuerst wichtig, ein gemeinsames Verständnis von Smart City zu entwickeln, sagte Sandra Causemann, Referentin der Stadt Gütersloh für den digitalen Wandel. Ihre Empfehlung für eine integrierte Umsetzungsstrategie, die das Thema Daten mit Vielfalt und Gemeinwohl verbindet: mehr Bürgerbeteiligung fördern, bereits in den Planungsphasen und über bürgernahe Marketing- und Aufklärungsmaßnahmen. Außerdem sollten frühzeitig Datenschutzbeauftragte mit einbezogen und Datenstrategien und wertegeleiteten Konzepte für Datensparsamkeit und datenethische Prinzipien entwickelt werden. Mit der Einbindung der Innovationsmanufaktur (IMA) in die Regionalkonferenz, die am Abend zu einem Get-together eingeladen hatte, verdeutlichte die Stadt Gütersloh auch ihre besondere Verbindung zur Start-Up-Kultur in der Region. In drei Workshops konnten die Teilnehmenden dann ihr Wissen und ihre Erfahrungen zu drei zentralen Aspekten beim Thema Daten in der Smart City vertiefen. Zur Wahl standen Workshops zum Thema Datenstrategien, zu Open Data und Datenethik und zu Urbanen Datenplattformen.
Workshop A: Datenstrategien
Moderation:
Dimitri Ravin, Koordinierungs- und Transferstelle Smart Cities & Deutsches Institut für Urbanistik (Difu), Jens Edler, Digitalisierungsbüro Stadt Bielefeld
Input:
Stephan Siegert, Modellprojekt Smart Cities „5 für Südwestfalen“ (Datenstrategie Soest)
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Wenn Kommunen mit Hilfe von Datenstrategien ihre Prinzipien zum Umgang mit raumbezogenen Daten beschließen, schaffen sie für sich eine Grundlage für eigenverantwortliches und gestaltendes Handeln im digitalen Zeitalter. Sie können dadurch ihre Ressourcen für die Daseinsvorsorge effizienter und bedarfsgerechter einsetzen und eine höhere Transparenz bei Entscheidungsprozessen in der Stadtentwicklung erzielen. In drei Teilgruppen (Datenkooperationen, -kompetenz und -zuständigkeiten) haben die Teilnehmenden in diesem Workshop zentrale Handlungsempfehlungen erarbeitet.
Zentrale Handlungsempfehlungen
Zentrale Handlungsempfehlungen
- Empfehlenswert ist eine Dateninventur zur Erfassung des Status Quo.
- Das Prinzip Datensouveränität sollte bereits im Beschaffungsprozess verankert werden.
- Eine zentrale Stelle mit hoher Datenkompetenz sollte innerhalb der Kommunalverwaltung geschaffen werden.
Learnings aus dem Impulsvortrag zur Datenstrategie der Stadt Bielefeld (nicht MPSC-gefördert) über ihre Ziele, Bausteine und Prozess-Herausforderungen:
- Keine Smart City ohne Vernetzung und integriertes Handeln.
- Datenhaltung und -bereitstellung sind der Schlüssel zur Smart City.
- Datenräume sind gemeinsame Lernräume.
Vortragsfolien, Ergebnisse & Weiteres zum Thema
Vortragsfolien, Ergebnisse & Weiteres zum Thema
- Vortragsfolien Datenstrategie Bielefeld
- Kurzbericht & Ergebnisse des Workshops Datenstrategien
- Das Thema „Datenstrategien“ im Newsletter „Smart City Praxiswissen“
- Publikation „Datenstrategien“
Workshop B: Open Data und Datenethik
Moderation:
Nicole May und Felix Rudroff, Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities & DLR-PT
Input 1:
Kira Tillmanns, Modellprojekt Smart Cities Mönchengladbach, Markus Lewitzki, Stadt Krefeld (Gemeinsamer Daten-Ethikrat)
Input 2:
Alina Dangel, Modellprojekt Smart Cities Köln (Offene Daten Köln)
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Im Rahmen des Workshops „Open Data und Datenethik“ orientierte sich die Diskussion an den drei Kernaspekten „Umsetzung“, „Zusammenarbeit und Schnittstellen“ und „Übertragbarkeit“. Die Erkenntnis: wesentlich für die Entscheidungen, ob und wie Offene Daten bereitgestellt werden sollen, ist die damit verbundene Motivation. Um den Aufbau datenethischer Strukturen transparent und bürgernah zu gestalten – zum Beispiel aktuell mit Blick auf Themen wie „Künstliche Intelligenz“, haben die Städte Krefeld und Mönchengladbach einen „Datenethik-Beirat Smart City“ initiiert, der die Aufgaben eines „Ethik-Scouts“ wahrnimmt.
Zentrale Erkenntnisse
Zentrale Erkenntnisse
- Wichtige (intrinsische) Motivatoren sind: Bürgernähe und Transparenz, gemeinwohl-orientierte Datennutzung, Arbeitsreduzierungen (als behördeninterner Nutzen).
- Zentrale Erfolgsfaktoren, gerade für kleinere Kommunen, sind: ein breites, aktives Unterstützungsangebot, überregionaler Austausch, gemeinsame technische Weiterentwicklung von Portalen und Nutzung bereits vorhandener Lösungen.
- Zusammenarbeit und Übertragbarkeit sind zentrale Grundbausteine für eine erfolgreiche, deutschlandweite Bereitstellung und Nutzung Offener Daten und Standards. Politische Entscheidungen und die gesamtgesellschaftliche Anerkennung der Bedeutung des Themas Open Data bilden dazu das notwendige Grundgerüst.
Smart Cities definieren den Umgang mit Daten neu, auch in ethischer Hinsicht:
- Das Gemeinwohl in der Stadtentwicklung unter digitalen Vorzeichen ist noch nicht definiert.
- Digitale Transformation ist nicht nur technisch, organisatorisch und finanziell, sondern hat immer auch eine Werte-Dimension.
- Neue „Möglichkeiten“ schaffen auch neue potenzielle Konfliktfelder, bspw. Sensorik in der Öffentlichkeit.
Vortragsfolien, Ergebnisse & Weiteres zum Thema
Vortragsfolien, Ergebnisse & Weiteres zum Thema
- Kurzbericht & Ergebnisse des Workshops Open Data und Datenethik
- Vortragsfolien Open Data Köln
- Vortragsfolien Interkommunaler Datenethik-Beirat Smart Cities
Workshop C: Urbane Datenplattformen
Moderation:
Alexa von Busse, Moderatorin, Nora Immink, Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities & DLR-PT
Input 1:
Thorsten Schmidthuis, Modellprojekt Smart Cities Gütersloh (Urban Data Plattform Gütersloh Digital)
Input 2:
Andreas Brodowski, Modellprojekt Smart Cities Paderborn, Ingo Lenzen, Modellprojekt Smart Cities Mönchengladbach
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Der Workshop „Urbane Datenplattformen“ startete mit zwei kurzen Impulsen zum Aufbau einer urbanen Datenplattform: Das MPSC Mönchengladbach berichtete über die erfolgreiche Kooperation mit anderen Kommunen rund um die Entwicklung einer urbanen Datenplattform, und das MPSC Gütersloh stellte das sogenannte Mandantenmodell seiner urbanen Datenplattform vor. Im Format einer Zukunftswerkstatt diskutierten die Teilnehmenden anschließend über die Themen Wirtschaftlichkeit, Skalierbarkeit, Kooperationen, sowie Standards und Schnittstellen von Plattformen und mögliche Lösungen. Danach aktualisierten sie eine Checkliste von Prüfkriterien für den Aufbau und die Weiterentwicklung einer urbanen Datenplattform.
Zentrale Prüfkriterien zum Aufbau und zur Weiterentwicklung einer urbanen Datenplattform
Zentrale Prüfkriterien zum Aufbau und zur Weiterentwicklung einer urbanen Datenplattform
- Erstellung eines ganzheitlichen Architekturmodells (Pflicht) für eine mandantenfähige Plattform (optional)
- Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit der Plattform
- Open Source und Übertragbarkeit auf andere Plattformen und/oder IT-Strukturen
- Bewertung und Einschätzung von Open Source Services vs. Plattformeigenen Services
- Sicherheit / Cybersecurity
Vortragsfolien, Ergebnisse & Weiteres zum Thema
Vortragsfolien, Ergebnisse & Weiteres zum Thema
- Vortragsfolien Gütersloh Digital
- Das Thema „Urbane Datenplattformen“ im Newsletter „Smart City Praxiswissen“
- Publikation „Urbane Datenplattformen“
Podium: Bürgerbeteiligung, Datensouveränität und der Wissenstransfer in die Region
Warum sind Daten ein so zentrales Thema für Smart City? Brauchen wir eine Utopie für Datenplattformen? Um diese zentralen Fragen ging es in der Podiumsdiskussion am Nachmittag. Die Teilnehmenden waren sich einig: Daten sind die Grundlagen der Smart City. Deshalb brauchen Kommunen eine qualitativ gute und breite Datenbasis, als Grundlage für alle Anwendungsszenarien, und außerdem eine etablierte „Datenkultur“, die den Umgang mit den Daten beschreibt, sowie ein gemeinsames, mit Bürgerbeteiligung entwickeltes Verständnis, wozu sie die Daten nutzen wollen. Um eine Datenstrategie erfolgreich umsetzen zu können, benötigen Kommunen darüber hinaus genügend (Frei-)Raum und Unterstützung, zum Beispiel von der Verwaltung, um sich mit Smart City und Digitalisierungsthemen intensiv beschäftigen zu können.
Wie gelingt der Wissenstransfer in der Praxis?
Eine besondere Rolle beim Thema Smart City und Daten spielt der interkommunale Austausch. In der Region um Gütersloh funktioniere dieser Wissensaustausch vorbildlich, das zeige das Beispiel „5 für OWL“, sagte Lena Sargalski, CDO der Stadt Bad Salzuflen. In dieser Initiative haben sich zwei nicht geförderte Kommunen (Bad Salzuflen, Bielefeld) mit drei Modellprojekten (Gütersloh, Detmold, Herford) zusammengeschlossen, weil sie an den gleichen Themen arbeiten und voneinander lernen wollen. Das sei ein gutes Beispiel für den Wissenstransfer und die Rolle der Koordinierungs- und Transferstelle (KTS) als Vermittlerin, betonte KTS-Projektleiter Matthias Woiwode von Gilardi. Ein zentrales Instrument, um das Wissen der Modellprojekte in die Breite zu tragen und auch für nicht geförderte Kommunen nutzbar zu machen, seien die Ende 2022 gestarteten Arbeits- und Entwicklungsgemeinschaften (AEGs). Gerade in den AEGs, sagte Referatsleiterin Renate Mitterhuber, könnten Kommunen die Vernetzung fördern, wichtige, aktuelle Themen aufgreifen und sich mit anderen Kommunen und Regionen, die an gleichen Themen arbeiten, zusammenschließen. Als gutes Beispiel stellte Sandra Causemann die Erfahrungen im MPSC Gütersloh in der AEG „Urbane Datenplattformen“ vor. Sie lobte nicht nur den intensiven, fachbezogenen, vertrauensvollen Austausch dort, sondern schätzt auch den Vorteil, sich im Rahmen einer AEG konkreter mit Themen beschäftigen zu können, zum Beispiel mit Fragen zu Standardisierungen.
Smarte Daten und Kommunen: offen und souverän
Am Ende zeigte sich: Daten sind eine wertvolle Ressource, und sie bilden die Basis einer Smart City. Sie werden für die Entwicklung von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft zunehmend relevanter, weil sich unsere sozialen und wirtschaftlichen Handlungsräume in die digitale Welt bzw. an die Schnittstelle zwischen digitaler und physischer Welt verlagern. Damit Kommunen auch zukünftig ihre Gestaltungsmacht und moderative Rolle in der Stadt- und Regionalentwicklung sichern können, müssen sie einen strategischen Umgang und Zugang zu Daten, sowie Datensouveränität und Datenkompetenzen sicherstellen. Die KTS unterstützt dabei den Wissenstransfer der Kommunen in die Breite. Dazu ist es – gerade beim Thema Daten – eine zentrale Aufgabe, die Lösungen offen und basierend auf Open Data und Open Source-Lösungen zu gestalten, damit langfristig alle Kommunen erreicht werden und von den Erfahrungen der Modellprojekte und der AEGs profitieren können.