Fishbowl-Diskussion bei der 14. Regionalkonferenz in Kaiserslautern
Steffen Hess, Leiter der Abteilung „Digital Innovation and Smart City“ am Fraunhofer IESE in Kaiserslautern, plädiert während der Fishbowl-Diskussion im Rahmen der Regionalkonferenz Modellprojekte Smart Cities in Kaiserslautern dafür: „Smart-City-Prozesse als freiwillige Pflichtaufgabe für Kommunen anzusehen.“ Jan Wulf, DLR

14. Regionalkonferenz in Kaiserslautern: Vielfalt macht smarte Lösungen für Städte und Kommunen erfolgreich

Die Lust auf Zukunft und die Erkenntnis, dass Digitalisierung gerade und auch in finanziell angespannten Haushaltslagen notwendig ist – das macht smarte Städte und Regionen aus. Durch interkommunale Kooperationen lassen sich Ressourcen bündeln und die Handlungsfähigkeiten von Städten und Gemeinden erhöhen.

16.05.2024

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Auf der 14. Regionalkonferenz Modellprojekte Smart Cities in Kaiserslautern unter dem Motto „Mitsprache, Mitwirkung und Miteinander für die Digitale Stadt von morgen“ lernten die rund 80 Teilnehmenden gute Beispiele für Smart-City-Kooperationsmodelle in Rheinland-Pfalz kennen und erfuhren, welche Potenziale diese schon jetzt haben.

Vielfältige, smarte Lösungen sind notwendig, damit Städte und Regionen in Deutschland auch in Zukunft erfolgreich sein können. Denn Deutschland selbst ist vielfältig und die Herausforderungen, vor denen deutsche Kommunen stehen, sind es auch. Daher sind Smart-City-Lösungen und -Maßnahmen kein „Nice-to-Have“. Sie sind auch nichts, das erst wieder in „guten Zeiten“ umzusetzen ist, sondern sie sind schon heute unausweichlich. Das betonten Renate Mitterhuber vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und Ilona Benz, Geschäftsführerin der KL.digital GmbH in Kaiserslautern, in ihren Grußworten.

Renate Mitterhuber lobte zudem den Einsatz, den alle kommunalen Beschäftigten als Smart-City-Pioniere erbrächten. Sie sorgten unter anderem – wie es in Kaiserslautern der Fall ist – für „Transparenz hinsichtlich dessen, was die Politik so macht, für verbesserte Mobilitätsangebote und für Beteiligungsmöglichkeiten an der Stadtentwicklung.“ Am besten ließen sich all diese vielfältigen Aufgaben auf Basis einer Dateninfrastruktur erreichen, für die man sich mit anderen in Clustern – wie zum Beispiel dem Südwest-Cluster– zusammenschließe.

Renate Mitterhuber, BMWSB, bei der 14. Regionalkonferenz
Renate Mitterhuber, BMWSB, bei ihrem Grußwort auf der 14. Regionalkonferenz in Kaiserslautern Jan Wulf, DLR

Erste Einblicke in smarte Lösungen gab die gastgebende Stadt Kaiserslautern. Ilona Benz und Martin Memmel vom Smart City Living Lab am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) stellten unter anderem den Lautrer Stadtdialog vor. Mithilfe der Beteiligungsplattform KLMitWirkung testet die Stadt hier insbesondere digitale Beteiligungsformate. Das Projekt wirkt auch in die Stadtverwaltung hinein, indem es Erfahrungen und Ergebnisse verfügbar macht und Mitarbeitende der Stadt befähigt, auf Grundlage der Erfahrungen eigene Formate umzusetzen. Ein Fokus liegt auf den Möglichkeiten der digitalen und hybriden Bürgerbeteiligung.

Das „Südwest-Cluster“, ein Verbund aus allen rheinland-pfälzischen Modellprojekten Smart Cities sowie dem Landkreis Sankt Wendel im Saarland, setzt unter der technischen Projektleitung Kaiserslauterns auf den dauerhaften Betrieb und die kontinuierliche Weiterentwicklung einer gemeinsamen offenen, kommunalen Datenplattform. Das ist nicht nur smart, sondern auch innovativ. Denn solch eine gemeinsame Datenplattform gilt als Meilenstein für die Region. Sie eröffnet die Möglichkeit, Daten effizienter zu nutzen und von den Erfahrungen anderer Städte und Landkreise im Cluster zu profitieren. So lassen sich Verwaltungsprozesse optimieren, Ressourcen effektiver einsetzen und die Qualität kommunaler Dienstleistungen kontinuierlich steigern. Sprich: Die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger wird nachhaltig verbessert, die Region mittelfristig attraktiver. 

In drei Workshops zu den Themen „Der Weg zu einer lebendigen Beteiligungskultur in der Smart City: analog & digital“, „Digitale Lösung zur sozialen Inklusion gemeinsam gestalten: Lotsensystem für Sehbehindere und Blinde“ sowie „Nutzung von Sensordaten und -Analysen für Herausforderungen in Stadt und Land am Beispiel von Verkehr“ waren die Teilnehmenden dann aufgerufen, ihre Ideen und Erfahrungen mit den Kolleginnen und Kollegen aus Kaiserslautern zu den jeweiligen Themen zu diskutieren.

Der rege Austausch in den Workshops inspirierte die abschließende Diskussionsrunde zum Thema „Mehr mit Weniger erreichen: Ressourcen in der Verwaltung auf dem Weg zur Smart City sinnvoll bündeln“. „Es braucht unsere Arbeit!“ Mit diesen Worten brachte Mark Schlick, Amtsleiter im Amt für Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung Pirmasens, die Notwendigkeit von interkommunalen Smart-City-Projekten prägnant auf den Punkt. Denn ohne interkommunale Zusammenarbeit werde Digitalisierung im städtischen und regionalen Kontext niemals funktionieren und erfolgreich sein. Die Teilnehmenden pflichteten Schlick bei. Steffen Hess vom Fraunhofer IESE plädierte daher auch dafür, „Smart-City-Prozesse als freiwillige Pflichtaufgabe für Kommunen“ anzusehen.

Die zentralen Erkenntnisse der Regionalkonferenz sind daher auch: 

  • Wer an der Smart City arbeitet, gestaltet Zukunft. Dabei geht es allerdings um mehr als um Technik in der Stadtentwicklung, weshalb sich dafür insbesondere die Stadtverwaltung reformieren und veraltete Datensilos sowie ihr „Verwaltungsdenken“ aufbrechen muss, wenn sie in Zukunft erfolgreich sein will. 
  • Smart City ist gerade jetzt unausweichlich. Das bedeutet, dass auch Digitalisierung kein Thema ist, das sich losgelöst bearbeiten lässt. Vielmehr ist es ein Querschnittsthema, das herausstellen muss, dass Daten für alle in einer Kommune wichtig sind.
  • Interkommunale Zusammenarbeit ist (noch immer) keine Selbstverständlichkeit und muss daher durch alle Verwaltungshierarchien hindurch gewollt sein. Denn ohne solche Kooperationen wird Digitalisierung in der Stadtentwicklung niemals funktionieren und erfolgreich sein. Auch wenn es auf unteren Verwaltungsebenen schon oftmals gut funktionierende Kooperationen gibt, gelingt dies auf oberen Ebenen meist noch nicht. Das heißt, dass der „Groschen fallen“ muss, dass Digitalisierung nicht anders als funktionieren kann beziehungsweise wird.

Eine Dokumentation der Workshops und die Präsentationen stehen auf der Veranstaltungsseite zur Verfügung.

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