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Der digitale Experimentierraum in der städtischen Bibliothek von Hagenow definiert die Rolle der Bibliothek neu – als aktiven Lernort für die digitale Welt, von dem die Menschen generationsübergreifend profitieren. Der Experimentierraum ermöglicht es, spielerisch und altersgerecht Technologien wie 3D-Druck, Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) sowie Robotik zu erkunden.
Geräte wie VR-Brillen oder ein Plotter können vor Ort ausprobiert werden – teilweise lassen sie sich auch ausleihen. Regelmäßige Kurse und Events, wie zum Beispiel Roboter-Tage, VR-Spielenachmittage oder Termine mit Digitallotsen (ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die speziell ältere Menschen im Umgang mit digitalen Technologien unterstützen), setzen zusätzliche Anreize und sollen den Zugang zu modernen Technologien für alle erleichtern.
Dank Videokonferenztechnik sind auch dezentrale Veranstaltungsformate möglich, beispielsweise in Zusammenarbeit mit Bildungsanbietern wie der Volkshochschule (VHS) Ludwigslust-Parchim. Eine Kooperation mit dem Open Factory Campus in Schwerin (Unternehmensnetzwerk, das Kooperationen und Fachkräftesicherung fördert) vernetzt junge Menschen frühzeitig und niederschwellig mit digitalen Vorreiterunternehmen der Region.
Was macht die Smart City Lösung besonders wirkungsvoll? Wie kann Ihre Kommune davon profitieren, die Lösung übertragen und nachhaltig nutzen? Entdecken Sie hier die Schlüsselfaktoren für den Erfolg dieser Lösung.
Erfolgsfaktoren zur Zielerreichung
Erfolgsfaktoren zur Zielerreichung
Enge Kooperationen und Netzwerke
Ein entscheidender Erfolgsfaktor für den hohen Zuspruch (unter anderem Anstieg der Teilnehmendenzahlen in Veranstaltungen um 200%) zum digitalen Experimentierraum in Hagenow ist die enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern. Bestehende Kooperationen mit der VHS und dem Freizeitzentrum (Ort für kreative und sportliche Freizeitangebote für Kinder, Jugendliche und Familien) wurden gestärkt und durch neue Partnerschaften, etwa mit dem Open Factory Campus in Schwerin und der Hochschule Wismar, erweitert. Als besonders gewinnbringend hat sich die Kooperation mit dem landesweiten Projekt „Wörterfresser" (Förderung der Lese- und Rechtschreibkompetenzen von Kindern) erwiesen. Dort stellte die Bibliothekarin den Experimentierraum auf einer Lehrerkonferenz vor, was zu einer konstant hohen täglichen Nachfrage von mindestens einer Schulklasse geführt hat.
Aufbau von Fachkenntnissen bei Personal und Ehrenamt
Das Personal der Bibliothek und die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer haben im Zuge der Eröffnung des Experimentierraums Fachkenntnisse über die vorhandenen digitalen Werkzeuge aufgebaut. Dabei wurden sie vom Digitalisierungsbeauftragten des Smart-City-Projekts in Hagenow unterstützt und konnten auch auf das Wissen und die Erfahrungen von Bürgerinnen und Bürgern zurückgreifen, zum Beispiel zu Spielekonsolen. Die Offenheit des Bibliothekspersonals, sich in neue Technologien einzuarbeiten, war dabei entscheidend.
Attraktive Verknüpfung von Angeboten
Mit dem Experimentierraum in der Stadtbibliothek hat Hagenow bestehende und neue Lern- sowie Austauschformate zu einem attraktiven Gesamtangebot verbunden. Die Stadtbibliothek, die sich bereits als beliebter Lern- und Begegnungsort etabliert hatte, dient dabei als Basis. Ergänzende Angebote wie VHS-Kurse und Termine mit Digitallotsen richten sich vor allem an ältere Menschen, während moderne Technologien wie 3D-Brillen, Roboter und Spielekonsolen insbesondere jüngere Zielgruppen anziehen.
Erfolgsfaktoren zur Verstetigung
Erfolgsfaktoren zur Verstetigung
Aktuelle Geräte und Veranstaltungen
Damit der Experimentierraum attraktiv bleibt, muss die technische Ausstattung einwandfrei funktionieren und stets auf dem neuesten Stand sein. Regelmäßige Überprüfungen, Austausch und neue Anschaffungen halten die Geräte aktuell, finanziert über den städtischen Haushalt. Die Veranstaltungen orientieren sich an den neuesten technischen und digitalen Entwicklungen. So erhalten die Digitallotsen Weiterbildungen zu Sprachmodellen und KI.
Dauerhafte Integration des Experimentierraums in den Bibliothekbetrieb
Der digitale Experimentierraum wird dauerhaft in den Bibliotheksalltag eingebunden und fest im städtischen Haushalt abgesichert. Eine mögliche Teilfinanzierung erfolgt durch angepasste Nutzungsgebühren. Die Bibliothekssatzung integriert die Angebote des Experimentierraums, um sie langfristig zu verankern.
Betreuung über bestehende Personalstellen und Ehrenamt
Das Bibliotheksteam kümmert sich um die Geräte, ihre Nutzung und den Verleih und bietet Veranstaltungen an. Die Digitallotsen, die durch die VHS ausgebildet wurden, unterstützen das städtische Personal ehrenamtlich und sorgen somit für eine kontinuierliche Betreuung und Weiterentwicklung des Angebots, was die langfristige Stabilität sichert.
Erfolgsfaktoren zur Übertragbarkeit
Erfolgsfaktoren zur Übertragbarkeit
Übertragbares Grundkonzept
Beim Aufbau des digitalen Experimentierraums hat sich in Hagenow vom „Digitalen Knotenpunkt“ in Meldorf im schleswig-holsteinischen Kreis Dithmarschen inspirieren lassen. Die Besonderheit in Hagenow ist die Verknüpfung mit der Bibliothek. Das Konzept lässt sich leicht übertragen, da standardisierte Schulungsmethoden wie praktisches Lernen und Peer-Learning sowie bewährte Gestaltungsprinzipien (flexible Räume, einfacher Zugang, altersgerechte Gestaltung) eine hohe Replizierbarkeit gewährleisten.
Gut dokumentierte Praxiserfahrungen
Hagenow sammelte beim Aufbau und Betrieb des Experimentierraums wichtige Erfahrungen, von denen andere Kommunen profitieren können. Zentral war die frühzeitige Einbindung neuer Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI)., um die Attraktivität zu steigern. Ebenso zeigte sich, dass feste Ansprechpartner und ausreichend Ressourcen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der lokalen Wirtschaft notwendig sind. Auch die Raumplanung muss den Lärm technischer Geräte berücksichtigen. Die Bibliothekarin teilt diese Erkenntnisse bereits auf Kreis- und Landesebene sowie in der Arbeits- und Entwicklungsgemeinschaft (AEG) der Modellprojekte Smart City für das Thema „Ankerorte“. Eine umfassende Dokumentation wird folgen, um diese Erfahrungen für andere Kommunen nutzbar zu machen.
Weitere Informationen
Ausgangsbedingungen und Ziele
Ausgangsbedingungen und Ziele
Lokale Herausforderungen
Hagenow ist ein in den letzten Jahren wachsendes Mittelzentrum mit rund 12.500 Einwohnern im Südwesten Mecklenburg-Vorpommerns und Teil der Metropolregion Hamburg. Hagenow gehört zu den drei jüngsten Städten im Bundesland. Die Stadt ist als „Einpendlerstadt“ bekannt und profitiert von ihrer günstigen Lage an der Autobahn 24 sowie von ihrer wirtschaftlichen Basis, insbesondere in der Ernährungsindustrie. Hagenow ist allerdings auch stark ländlich geprägt, was zusammen mit dem demografischen Wandel und der Abwanderung junger Menschen zu spezifischen Herausforderungen führt. Der Fachkräftemangel verschärft sich, während es gleichzeitig wichtig ist, das kulturelle und wirtschaftliche Leben der Stadt zu erhalten.
Diese Faktoren verlangen nach maßgeschneiderten Lösungen, die Hagenow unter den lokalen Gegebenheiten zukunftsfähig machen, ohne dabei die Stadt finanziell zu überlasten. Die Bibliothek als bereits etablierte Anlaufstelle für Bildung, kulturelle Veranstaltungen und soziale Zusammenkünfte für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen ist eine Chance. Gleichzeitig sind Anpassungen, (wie z. B. die Ausstattung mit E-Book-Readern und Tablets) erforderlich, um im Zeitalter der Digitalisierung weiterhin relevant zu bleiben und der Öffentlichkeit einen attraktiven Begegnungsort zu bieten.
Planungsziele
Angebote, wie der digitale Experimentierraum und die Digitallotsen, tragen direkt in Hagenow direkt dazu bei, wichtige stadtentwicklungspolitische Ziele zu erreichen. Sie unterstützen die Stadt dabei, auf die demografischen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu reagieren, indem sie die Bevölkerung an digitale Technologien heranführen, die sowohl die soziale als auch die wirtschaftliche Infrastruktur stärken können. Insbesondere die Verknüpfung mit der Bibliothek als digitalen Knotenpunkt fördert die soziale Integration und bietet neue Bildungs- und Begegnungsräume, die auf die Bedürfnisse der alternden Bevölkerung und der Fachkräftesicherung ausgerichtet sind. Sowohl der Aufbau digitaler Kompetenzen bei älteren Menschen als auch die Berufsorientierung und Kreativität junger Menschen in digitalen und technologischen Bereichen werden gefördert. Das örtliche Gymnasium legt einen Fokus auf die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Die Möglichkeiten des Experimentierraums bedeuten eine zusätzliche Förderung der Schülerinnen und Schüler vor Ort in diesen Bereichen. Junge MINT-Talente können so bestenfalls in der Region gehalten werden.
Ansatz zur Wirkungsmessung
Um den Erfolg des Experimentierraums zu messen, betrachtet Hagenow folgende Aspekte:
- Aktivierungswirkung (z. B. Entstehung neuer Vereine, Arbeitsgruppen an Schulen oder außerschulischen Aktivitäten wie ein Programmier-Club o.Ä.)
- Erweiterung des Angebotsportfolios
- Teilnahme- und Nutzungszahlen der Angebote
- Stakeholder-Zufriedenheit
- Auswirkung auf die Digitalisierung der Stadt (z. B. Innovationskraft und -kultur)
Seit Februar 2023 steigt die Teilnahme an den Bibliotheksangeboten rund um den Experimentierraum kontinuierlich, sowohl in Bezug auf die Teilnehmerzahlen als auch auf die Anzahl der monatlichen Veranstaltungen. Im zweiten Halbjahr 2023 nahmen über 900 Kinder und Jugendliche teil – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 300 im ersten Halbjahr. Die derzeitige Kapazität der 2,5 Personalstellen ist mit mindestens einem Format pro Tag vollständig ausgelastet. Auch Erwachsene und Jugendliche zeigen großes Interesse an der Nutzung und Ausleihe der Geräte. In Zusammenarbeit mit dem Open Factory Campus konnte zudem ein Hagenower Team am Modellkonstruktionswettbewerb „Formel 1 for Schools“ teilnehmen und den Experimentierraum für die Entwicklung ihrer Modelle (Formel-1-Autos im Miniaturformat) nutzen.
Die weiteren Indikatoren sollen qualitativ und quantitativ im Rahmen einer aktuell ausgeschriebenen Evaluation untersucht werden.
Entwicklung und Umsetzung
Entwicklung und Umsetzung
Prozessschritte
- Tiefere Recherche des Konzepts aus Meldorf
- Impulse sammeln aus Bürgerschaft und Verwaltung im Rahmen der Beteiligung zur Digitalen Agenda
- Erstellen eines Ideenpapiers auf Basis der gesammelten Impulse mit der Bibliothek als Umsetzungsort
- Praktische Umsetzbarkeit prüfen, vor allem mit Blick auf vorhandene Räumlichkeiten der Bibliothek
- Bedarfsanalyse hinsichtlich der benötigten Ausstattung (Möbel und Geräte sowie technische Ausstattung)
- Konzept für Präsentation, Nutzung und Verleih entwickeln (ansprechendes Präsentieren der Geräte, Leihkonzepte, Sicherheit der Geräte und der Nutzenden)
- Geräte anschaffen, basierend auf der Bedarfsanalyse und Zugänglichkeitskonzept
- Einrichtung der Räume im Rahmen der ohnehin geplanten räumlichen Umstrukturierung der Bibliothek
- Zeitplanung für die Nutzung und die laufenden Angebote, um den Raum optimal zu betreiben und die Ressourcen des Bibliothekspersonals effizient einzusetzen.
- Schrittweiser Nachfrageaufbau: stufenweise Einführung und Bekanntmachung der Angebote, mit wachsender Bekanntheit der Angebote (z. B. durch Führungen mit Schulklassen) stieg die Nachfrage an
- Bewerbung der Angebote und Veranstaltungen auf der HageNOW! App, der Website der Stadt, in sozialen Netzwerken sowie über einen Flyer
Governance
Die Bibliothekarin leitet federführend die Umsetzung des digitalen Experimentierraums. Das Bibliotheksteam organisiert einen Großteil der Formate selbst und begleitet den Umgang mit den technischen Geräten. Die Wirtschaftsförderung, bei der das Smart-City-Projekt angesiedelt ist, unterstützt das Team. Sie leitet das Projekt, beschafft Fördermittel und fördert die Vernetzung. Der Digitalisierungsbeauftragte steht als Teil des Smart-City-Teams für administrative und technische Fragen zur Verfügung. Die Digitallotsen und die VHS bespielen den Experimentierraum mit zusätzlichen Formaten, während ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger aktiv mitwirken. Die Open Campus Factory und die Hochschule Wismar zählen zu den wichtigen Netzwerkpartnern.
Kosten bei Beschaffung und Betrieb
Personalkosten | Sachkosten | Investive Kosten | |
Anschaffung | 649,38 € | /* | 12.598,09 € |
Betrieb | 14.738,38 € ca. 3 PT/Monat |
859,99€ | / |
*Über Kostenstelle Bibliothek verwaltet, keine Angabe möglich
Partizipation und Kommunikation
In Workshops mit Bürgerinnen und Bürgern, wirtschaftlichen Akteuren und städtischen Institutionen wurde die digitale Agenda für Hagenow erstellt. Im Handlungsfeld Bildung entwickelten die Teilnehmenden die Idee des digitalen Experimentierraums, der an die Stadtbibliothek angegliedert ist. Ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger unterstützen die Umsetzung des Experimentierraums, indem sie Wünsche zur Ausstattung äußern und das Bibliothekspersonal sowie die Nutzenden mit ihrem Fachwissen zu Geräten und Anwendungen beraten.
Technische Infrastruktur
Die Ausstattung des Experimentierraums umfasst folgende Hardware, die über das Smart-City-Projekt angeschafft wurden:
WLAN: Kostenpflichtiges gesichertes WLAN an drei öffentlichen PC-Arbeitsplätzen mit Netzwerkdrucker sowie freies WLAN über Hotspot „Tourismus-WLAN MV“ (Router Fritzbox 7590 und Fritz Access Point 2400)
Computer, Bildschirme & Zubehör
- 55 Zoll Flat Screen (Samsung QLED 4K Q70A) inkl. Wandhalterung
- 12 Tablets inkl. Hüllen (1x iPad 5G 256 GB, 11x Lenovo YOGA Tab 11)
- 3 Wireless-Kopfhörer
Videokonferenz-Technologie
- 360-Grad-Mikrofon
- Meeting-Kamera (Trust Iris)
- Dokumentenkamera
- Camcorder inkl. Speicherkarte und Stativ
Virtual Reality: 2 VR-Brillen „Oculus Quest)
Robotik & Programmieren
- Klein-Roboter (Dash DA03)
- Klassenset Ozobot Evo
- Transferpresse (zum Bedrucken von Textil, Metall, Keramik oder Kunststoff; VEVOR 8)
- Sublimationsdrucker (zum Bedrucken von Textil, Metall, Keramik oder Kunststoff; Epson ET 2850)
- Hobbyplotter (zum Zurechtschneiden personalisierter Designs; Silhouette Cameo 4)
Designen & Handwerken
- Lötkolben
- Akkuschrauber für Kinder
- Werkzeugset (Dremel)
- 3D-Drucker
Weitere Infrastruktur
- 12 Steckdosentürme
- VGA-Konverter
- Studioleuchte
Weitere Hardware wie Spielekonsolen und zusätzliche Kleinroboter hat die Kommune selbst finanziert oder über andere Förderungen angeschafft. Für die Digitallotsen wurde ebenfalls Hardware angeschafft (v. a. Mobiltelefone und Tablets), welche hier nicht gelistet sind.