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Eine Datenstrategie ermöglicht Kommunen, Herausforderungen im Umgang mit Daten mit einem ganzheitlichen strategischen Ansatz zu begegnen. Zu den Vorreitern gehören hier unter anderem Mönchengladbach und Soest.
Für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung sind Daten wichtige Grundlagen. Ihre zielgerechte Nutzung kann dazu beitragen, dass Städte und Regionen die Bedarfe von Bürgerinnen und Bürgern besser ableiten können und so nachhaltiger, effizienter und lebenswerter werden. Durch die Erfassung von Verkehrsdaten in Echtzeit können Städte etwa den Verkehrsfluss optimieren, indem sie Verkehrsprobleme schnell erkennen und darauf reagieren (Beispiel Freiburg). Wenn die Luftqualität mit Sensoren überwacht wird, können Probleme schneller identifiziert werden, um daraufhin Maßnahmen zu ergreifen, die die Gesundheit der Einwohnerinnen und Einwohner schützen (Beispiel Kirchheim bei München). Mithilfe von Daten können aber auch Kinderspielplätze sicherer und kindgerechter werden (Beispiel Mönchengladbach).
Damit die Daten optimal genutzt werden können, müssen sie qualitativ hochwertig und verlässlich verfügbar sein. Unter dem Stichwort „Open Data“ sollten kommunale Daten der Öffentlichkeit breit in einem leicht zugänglichen Format zur Verfügung gestellt werden (Beispiel „Offene Daten“ Köln). Eine Grundvoraussetzung dabei ist die Einhaltung der Datensicherheit und des Datenschutzes. Kommunen können umso smarter werden, wenn ihnen möglichst viele, qualitativ hochwertige Daten zur Verfügung stehen. Der Umgang mit Daten wird aber auch vor dem Hintergrund neuer Anwendungen wie etwa ChatGPT immer komplexer.
Kommunale Datenstrategien definieren die strategische Ausrichtung für den Umgang mit Daten und schaffen einheitliche Rahmenbedingungen innerhalb einer Kommune. Die Datenstrategie beschreibt das Datenmanagement in der Kommune und die Zusammenarbeit mit externen Stakeholdern in technologischer, organisatorischer, ethischer und rechtlicher Hinsicht. Adressiert werden Fragen wie: Welche Infrastrukturen werden benötigt, um Daten effizient zu managen, zu speichern und mit unterschiedlichen Akteuren bedarfsgerecht zu teilen? Welche Daten dürfen öffentlich zugänglich gemacht werden, welche nicht? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen sind zu berücksichtigen?
Es geht dabei darum, die Potentiale von Daten für die Stadtverwaltung und für Bürgerinnen und Bürger zu erschließen, aber auch Risiken und Herausforderungen zu berücksichtigen. Leitlinien in Bezug auf Datenhoheit und Datensouveränität ermöglichen es Kommunen transparente Vorgehensweisen zu entwickeln und sich das Vertrauen von Bürgerinnen und Bürgern und Dritten im Umgang mit deren Daten zu sichern. Schließlich sollten Kommunen selbstbestimmt und unabhängig darüber entscheiden können, wie ihre Daten genutzt werden und wer darauf Zugriff hat. Es geht darum, die Kontrolle über die eigenen Daten zu behalten und nicht von anderen abhängig zu sein.
Erst wenige deutsche Kommunen haben den strategischen Umgang mit Daten in einer Strategie definiert. Zu ihnen gehören Soest und Mönchengladbach:
Mönchengladbach: Leitlinien Datensouveränität
In Mönchengladbach, Modellprojekt Smart Cities seit 2021, wurden im Kontext der Smart-City-Strategie Mönchengladbach Leitlinien für einen souveränen Umgang mit städtischen Daten erarbeitet. Diese gehen unter anderem auf Fragen der Datenethik, den Aufbau einer Datenkultur als Motor für Innovation ein. In der Folge hat die Stadt beispielsweise über bilaterale Verhandlungen mit Anbietern von E-Scootern sichergestellt, dass von den Anbietern erfasste Daten durch die Kommunalverwaltung nicht nur eingesehen, sondern auch für einen definierten Zeitraum gespeichert und weiterverarbeitet werden können. Somit hat sich die Kommune die Rechte gesichert, entstehende Daten unabhängig von den Anbietern weiter zu nutzen und zu verarbeiten. Im Frühjahr 2023 wurde zudem ein eigenes Data Office initiiert. Dieses ist beim Oberbürgermeister angesiedelt und bündelt als Stelle mit zentraler Zuständigkeit alle Aktivitäten rund um Daten.
Soest: Kompetenzaufbau als Voraussetzung
Die Datenstrategie der westfälischen Mittelstadt Soest, Teil des Modellprojekts Smart Cities „5 für Südwestfalen“, basiert auf den vier Säulen Daten-Governance, Datenmanagement, Datenqualitätsmanagement, Kompetenzen und Kommunikation sowie einem übergreifenden Aktionsplan. Dabei beschreibt die Stadt Soest Kompetenz und Befähigung der Mitarbeitenden als Grundlage für erfolgreiche Governance- und Datenmanagement-Maßnahmen. Mitarbeitende mit Verantwortungspositionen werden in den Bereichen Data Governance und Data Management durch spezifische Weiterbildungsangebote geschult. Da Daten in nahezu allen Arbeitsbereichen auftreten, wird allen Mitarbeitenden ein Basis-Schulungsprogramm angeboten, damit ein grundlegendes und gemeinsames Verständnis im Bereich Datenkompetenz aufgebaut werden kann.
Exklusiv: Empfehlungen zur Erstellung einer Datenstrategie
Eine demnächst erscheinende Studie im Rahmen der Begleitforschung der Modellprojekte Smart Cities hat Datenstrategien analysiert und diese für die kommunale Praxis aufgearbeitet. Daraus sind Handlungsempfehlungen zur kommunalen Umsetzung entwickelt worden. Die folgenden Empfehlungen, die wir hier exklusiv vorab veröffentlichen, beziehen sich auf den Prozess der Entwicklung einer Datenstrategie sowie übergeordnete Aspekte im Umgang mit kommunalen Datenstrategien:
- Datenstrategien wirkungsorientiert an bestehende kommunale Strategien anknüpfen: Daten und Datenstrategien sind kein Selbstzweck und sollten folglich nahtlos an bestehende kommunale Entwicklungsstrategien beziehungsweise allgemein an kommunale Aufgaben anknüpfen.
- Entwicklung einer bedarfsorientierten Datenstrategie auf Basis einzelner Anwendungsfälle: Eine kommunale Datenstrategie sollte auf bereits umgesetzten datengetriebenen Anwendungsfällen und digitalen Dienstleistungen der Verwaltung und Daseinsvorsorge aufbauen. Solche Anwendungsfälle können den Mehrwert von Daten und Digitalisierung für die Ziele einer nachhaltigen Kommunalentwicklung aufzeigen. Durch die Entwicklung einer Datenstrategie können die in einzelnen Anwendungsfällen erprobten Handlungsweisen institutionalisiert und einheitliche Rahmenbedingungen innerhalb der Kommune geschaffen werden. Die politische Beschlussfassung im Rat schafft Verbindlichkeit für die Verwaltung und die kommunalen Beteiligungen. Wenn in einer Kommune noch keine datengetriebenen Anwendungsfälle umgesetzt werden, kann der potenzielle Mehrwert solcher Projekte durch gute Beispiele (z. B. aus anderen Kommunen) mit Bezug zu verschiedenen Fragestellungen der Stadtentwicklung (z. B. spezifisch für einzelne Fachabteilungen) erläutert werden.
- Einbinden und Befähigung aller Fachbereiche: Zu Beginn der Erstellung einer Datenstrategie sollten die Perspektiven und Bedarfe der verschiedenen kommunalen Mitarbeitenden sowie deren Berührungspunkte mit kommunalen Daten erfasst werden (z. B. durch Interviews), um eine bedarfsorientierte Strategie zu erstellen. Durch die frühzeitige Einbindung der Mitarbeitenden in die Erstellung der Datenstrategie können auch die Identifikation und Akzeptanz der Mitarbeitenden mit der Datenstrategie gestärkt werden.
- Umgang mit verschiedenen Datenarten definieren: Die Kommune sollte ihre Datenbestände klassifizieren und entscheiden, wie mit verschiedenen Datenarten umgegangen werden soll. So kann beispielsweise festgelegt werden, nach welchen Kriterien Daten an kommunale Tochtergesellschaften beziehungsweise Externe entgeltlich oder unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden.
Die von einem Forscherteam des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) und des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering IESE erarbeitete Studie wird in Kürze durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) veröffentlicht. Sie kann dann auf dieser Website sowie bbsr.bund.de heruntergeladen und bestellt werden.
Weitere Informationen zum Thema „Daten in der Smart City“
Die Smart Green City Konstanz hat im April 2023 ein Konzept zur Datenethik erarbeitet.
Bei der Regionalkonferenz der Modellprojekte Smart Cities am 16. März 2023 in Gütersloh stand die Frage im Mittelpunkt, was Kommunen brauchen um Daten für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu nutzen.