Datenstrategien in Kommunen

(Laufzeit: Februar 2022 bis Oktober 2023)

Die Untersuchung analysierte relevante Datenstrategien und arbeitete diese für die kommunale Praxis auf. Hierzu wurden die zuvor seitens der Dialogplattform Smart Cities entwickelten „Datenstrategien für die gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung“ operationalisiert und Handlungsempfehlungen zur kommunalen Umsetzung entwickelt.

  • Status: abgeschlossen 
  • Start: Februar 2022 bis Oktober 2023
  • Programm: Modellprojekte Smart Cities

Sichtung und Analyse von Strategien und praktischer Umsetzungsinstrumente/Formate sowie Entwicklung von Handlungsempfehlungen

Ausgangslage

Ausgangslage

Die Smart City Charta des Bundes sowie die Leitlinien und Handlungsempfehlungen zur Entwicklung von Datenstrategien für die gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung geben den Rahmen für einen wertebasierten Umgang mit Daten vor, der von den Modellprojekten Smart Cities (MPSC) strategisch und operativ umgesetzt werden soll. 

Bisher gibt es keine beziehungsweise nur sehr wenige Ansätze für Datenstrategien in den deutschen Städten, Gemeinden und Landkreisen. Insofern gibt es diesbezüglich auch unter den MPSC erst wenige Erfahrungen. Vereinzelt finden sich auf Webseiten der Kommunen und Kreise zwar erste Hinweise und Beschlüsse, insgesamt befinden sich die Überlegungen zu einer Datenstrategie jedoch in einem sehr frühen Stadium. Zur wissenschaftlichen Begleitung der MPSC widmet sich die Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities (KTS) daher im Rahmen dieser Studie dem Aufbau und der Umsetzung lokaler Datenstrategien.

Ziel

Ziel

Ziel der Begleituntersuchung war es, zu analysieren, wie die Modellprojekte Smart Cities ihre Datenstrategien aufbauen und im Sinne der Smart City Charta sowie der im Rahmen der Dialogplattform Smart Cities entwickelten „Datenleitlinien“ umsetzen. Darüber hinaus wurden im Verlauf des Projekts bereits existierende und angewandte Datenstrategien im europäischen und internationalen Raum untersucht und Empfehlungen für die Entwicklung kommunaler Datenstrategien entwickelt

Die Begleituntersuchung fokussierte strategische Ansätze von Datenstrategien sowie deren institutionelle und instrumentelle Umsetzung. Dabei war es unerheblich, ob diese innerhalb der Stadt- oder Kreisverwaltung oder in verwaltungsübergreifenden Kooperationsformen entwickelt und implementiert wurden. Die Ziele der Datenstrategien wurden besonders im Hinblick auf die Themen der kommunalen Daseinsvorsorge sowie der Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen untersucht. Die Reichweite der Datenstrategien kann sich im Rahmen des Forschungsprojekts somit gleichermaßen auf die Daten der Kernverwaltung wie auf eine breitere Basis von Datenstrategien beziehen. Hierzu wurde von der Grundüberlegung ausgegangen, dass eine umfassende kommunale Datenstrategie mindestens die kommunalen Beteiligungen einschließt.

Auftragnehmer des Forschungsprojekts war das Deutsche Institut für Urbanistik (difu; Berlin) als Teil des Forschungsclusters der Koordinierungs- und Transferstelle Smart Cities.

Konzept

Konzept

In der hier dargelegten Begleituntersuchung wurden eine Reihe wichtiger Themen und Handlungsfelder adressiert:

  • Daten zielgerichtet für eine integrierte, nachhaltige und gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung nutzen und nutzbar machen: Damit Daten als Grundlage für politische Entscheidungen und planerische Festlegungen genutzt werden können, bedürfen sie durch Auswertung, Kontextualisierung und Visualisierung der Übersetzung in entscheidungsrelevante Informationen.
  • Datenkompetenzen aufbauen und weiterentwickeln: Für den strategischen Umgang mit Daten gilt es, auf Seiten der Mandatsträger wie bei den Beschäftigten in den kommunalen Verwaltungen und Beteiligungen das Bewusstsein zur Relevanz von Daten zu stärken und Unsicherheiten im Umgang mit Daten abzubauen.
  • Daten wertorientiert nutzen: Für den Umgang mit Daten bedarf es klarer und gesellschaftlich getragener Grundlagen. Prinzipien der Datenethik, des Datenschutzes und der informationellen Selbstbestimmung, der Datensicherheit und Datenverantwortung bedürfen der gelebten Praxis.
  • Kultur und Standards des Datenteilens entwickeln: Damit der Wert von Daten gehoben werden kann, gilt es, vorhandene Datensilos zu öffnen und Daten rechtssicher und anwendungsorientiert aufzubereiten.
  • Datenkooperation innerhalb der Kommunalverwaltung und mit (öffentlichen wie privaten) Akteuren außerhalb der Verwaltung: Von der öffentlichen Verwaltung generierte Daten dienen dem Gemeinwohl und sollten auch der Wissenschaft und Forschung sowie der privaten Wirtschaft zur Verfügung stehen. Umgekehrt können von privaten Dritten erhobene Daten auch für öffentliches Handeln wertvoll sein (Datenaltruismus oder Civic Tech, aber auch Kostenaspekte für die Erhebung qualitativ hochwertiger Daten und deren Kompensation). Entscheidend ist dabei eine hohe Datenqualität mit möglichst langen Zeitreihen.
  • Standards für Datenteilung und Schnittstellen (API), Maschinenlesbarkeit und Interoperabilität von Daten als Voraussetzung für den Betrieb von Datenplattformen: Der Austausch von Daten bedeutet, diese in ausreichender Qualität und in maschinenlesbarer Form mit offenen Schnittstellen zur Verfügung zu stellen. Die Basis hierfür bildet eine entsprechende Dateninfrastruktur.
  • Kommunale Geschäftsmodelle schaffen, digitale Dienste und Daseinsvorsorge datenbasiert gestalten: Die systematische Nutzung von Daten kann kommunale Leistungen auf Seiten der Verwaltung und der Daseinsvorsorge verbessern. Neue nutzerorientierte und bürgernahe Services spielen dabei eine große Rolle (Bereiche wie etwa Mobilitätstickets, nachfrageorientierte Stromtarife oder Ähnliches).
  • Transparenz schaffen: Es sollten Daten im Interesse der Bürgerinnen und Bürger sowie durch Bürgerinnen und Bürger generierte Daten genutzt werden.
  • Partizipation und Ko-Kreation nutzen: Es braucht Datenstrategien zur Unterstützung des interaktiven Miteinanders der Bürgerinnen und Bürger (Stichworte wie Co-Design oder Crowd-Data).
Arbeitspakete

Arbeitspakete

Arbeitspaket 1: Analyse vorliegender Erfahrungen zu Datenstrategien auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene

Arbeitspaket 2: Vertiefte Analyse von Datenstrategien im europäischen und internationalen Raum

Arbeitspaket 3: Vertiefte Analyse von Datenstrategien ausgewählter MPSC

Arbeitspaket 4: Ableitung von Handlungsempfehlungen und Fachgespräch zu deren Härtung

Arbeitspaket 5: Berichtslegung

Exemplarische Fragen

Exemplarische Fragen

  • Welche Datenstrategien werden wo und wie auf nationaler Ebene, insbesondere in den MPSC, entwickelt?
  • Welche europäischen oder auch internationalen Beispiele für Datenstrategien existieren und lassen sich für die Entwicklung von Vorschlägen zur Ausgestaltung von Datenstrategien in deutschen Kommunen nutzen?
  • Wie werden die Ziele der Smart City Charta und „Datenstrategien für die gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung operationalisiert?
  • Welchen Charakter, welchen Konkretisierungsgrad und welche Elemente haben die kommunalen Datenstrategien? 
  • Welche Akteure wirken an der Entwicklung der Datenstrategien mit? 
  • Welche Organisationsformen werden in der Stadtverwaltung aufgebaut (bspw. Data Steward, Chief Data Officer etc.)? 
  • Welche organisatorisch-instrumentellen Lösungen zur Kompetenzförderung werden implementiert (bspw. Digitallotsen)? 

Als methodisches Vorgehen wurde eine Mischung aus Desk Research, Fallstudienanalyse mit qualitativer Analyse sowie einem Fachgespräch festgelegt.

Ergebnisse

Die Studie dient als Leitfaden für die Umsetzung kommunaler Datenstrategien und unterstützt Kommunen dabei, die Hoheit über die eigenen Daten – etwa im Umwelt- und Verkehrsbereich – langfristig zu sichern und die Potenziale digitaler Dienste und Daten auszuschöpfen. Die Autorinnen und Autoren zeigen, auf welche Art und Weise Städte bei diesem Thema vorangehen, und bereiten die Beispiele für die kommunale Praxis auf. 

Kommunen sollten der Studie zufolge Datenstrategien als dynamische Dokumente verstehen, die sich mit Datensouveränität und -kompetenz sowie Datenzuständigkeiten und -kooperationen befassen. 

  1. Gezielte Entscheidungen über den Aufbau und Einsatz von Dateninfrastrukturen und Cloud-Technologien bilden die technische Grundlage für das Datenmanagement in einer Kommune. Um ihre Datensouveränität zu sichern, sollten Kommunen Standards, Schnittstellen und Nutzungsrechte definieren. Standardisierte Prozesse und vertragliche Regelungen vereinfachen die Zusammenarbeit mit externen Partnern. 
  2. Fortbildungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, eine datenkompetente Führungs- und Organisationskultur und die Einrichtung einer zentralen Stelle fördern die Datenkompetenz innerhalb der Verwaltung. Zusätzlich sollten Kommunen externe Expertise hinzuziehen und den Kultur- und Führungswandel mitdenken, den der veränderte Umgang mit Daten mit sich bringt.
  3. Kommunen brauchen klare Datenzuständigkeiten, um den Umgang mit Daten innerhalb der Verwaltung zu optimieren. Wichtig sind zentrale und dezentrale Strukturen, wobei Verantwortliche in den Fachabteilungen eine wichtige Rolle einnehmen. Sie koordinieren den Umgang mit den jeweiligen Fachdaten und fungieren gleichzeitig als Bindeglied im fortlaufenden Austausch mit der zentralen Einheit für Datenmanagement.
  4. Dauerhafte Partnerschaftsmodelle sichern einen nachhaltigen Zugang zu Daten, die Einbindung von bestehenden Dienstleistern der Kommunen macht Projekte effizienter. Datenkooperationen zwischen Kommunen und externen Akteuren erfordern eine strukturierte Gestaltung. Klare Rahmenbedingungen für das Teilen von Daten und formale Vereinbarungen zwischen einzelnen Fachbehörden vereinfachen die Zusammenarbeit. 

Neben den entwickelten Handlungsempfehlungen werden in der Studie zahlreiche Beispiele aus der kommunalen Praxis dokumentiert und analysiert. 

Publikation

Datenstrategien in Kommunen

Handlungsempfehlungen zur praktischen Umsetzung
Erscheinungsjahr 2023
Kontakt

Dr. Jens Libbe

Deutsches Institut für Urbanistik (Difu)
Co-Leitung Wissenschaftliche Begleitung und Fachliche Beratung
Tel.: +493039001115