- Status: abgeschlossen
- Laufzeit: Mai 2023 bis August 2024
- Programm: Modellprojekte Smart Cities
Die Studie untersuchte die Zusammenhänge zwischen den Geschäftsmodellen der Plattformökonomie und der Stadtentwicklung. Ziel war es, herauszufinden, inwieweit Kommunen Einfluss auf die Betriebs- und Geschäftsmodelle nehmen können, um räumliche Nutzungskonflikte zu reduzieren und den gesellschaftlichen Nutzen im Rahmen stadtentwicklungspolitischer Zielsetzungen zu erhöhen. Angesichts der dynamischen Vielfalt der Plattformlandschaft wurde in einem ersten Schritt ein systematischer Überblick entlang kommunaler Handlungsfelder erstellt. Anschließend wurden Umgangs- und Gestaltungsansätze diskutiert.
Ausgangslage
Die Plattformökonomie gewinnt in der Wirtschaft seit gut einem Jahrzehnt zunehmend an Bedeutung. Viele Geschäftsmodelle richten sich insbesondere an Kundinnen und Kunden in Großstädten, da es häufig eine kritische Masse braucht, damit sie funktionieren. Dabei generieren die Angebote einerseits individuellen Nutzen für die Kundinnen und Kunden, gleichzeitig können sie aber auch negative gesellschaftliche Folgewirkungen haben. Diese schlagen sich insbesondere auch in räumlichen Nutzungskonflikten nieder und haben damit direkten Einfluss auf die Zusammenhänge der Stadtentwicklung. Klein- und Mittelstädte oder ländlich geprägte Räume werden dagegen von Dienstleistungen und Services wie Lieferdiensten, Mobilitätsangeboten oder Homesharing häufig nicht erreicht.
Ziel
Aufgrund der stetig wachsenden Vielfalt der Plattformlandschaft und der Wirkungsmechanismen der dahinterstehenden Geschäftsmodelle sollte ein systematischer Überblick hinsichtlich ihrer Wirkung und ihres Beitrags zu den verschiedenen Handlungsfeldern der Stadtentwicklung erarbeitet werden. Darüber hinaus sollten die Plattformen im Hinblick auf die Frage untersucht werden, inwieweit die Kommunen vor Ort Einfluss auf die Betriebs- und Geschäftsmodelle nehmen können. Dazu wurden folgende Schritte durchgeführt:
- explorative Sammlung von Plattformen mit vermuteter Wirkung auf die Stadtentwicklung
- Analyse und Typisierung ausgewählter Plattformen entlang bestimmter Felder der Stadtentwicklung
- Ableitung von Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten (der Kommunen, der Länder und des Bundes) zur Integration einzelner Plattformen im Sinne einer integrierten Stadtentwicklung
Auftragnehmer des Forschungsprojekts waren das Deutsche Institut für Urbanistik (Berlin) sowie das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE (Kaiserslautern) als Teil des Forschungsclusters der Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities (KTS).
Konzept
Folgende Forschungsfragen lagen der Studie zugrunde:
- Bei welchen Plattformen und in welchen Handlungsfeldern ist eine Wirkung der Plattformökonomie auf die Zusammenhänge der Stadtentwicklung zu erwarten?
- Nach welchen Kriterien lassen sich solche Plattformen entlang ausgewählter Handlungsfelder der Stadtentwicklung typisieren?
- Welche Handlungsmöglichkeiten und Gestaltungsansätze (Anreizmechanismen, Handlungs- und Regulierungsbedarfe etc.) bestehen in Bezug auf (lokale und regionale) Plattformen, um diese im Sinne stadtentwicklungspolitischer Zielsetzungen einzubinden?
Projektphasen
- Grundlagen der Plattformökonomie
- Marktanalyse von Plattformen mit unmittelbarem Einfluss auf die Handlungsfelder der Stadtentwicklung
- Typisierung von Plattformen anhand ausgewählter Handlungsfelder der Stadtentwicklung
- Potenziale, Risiken und Auswirkungen von Plattformmodellen im Kontext einer integrierten Stadtentwicklung
- kommunale Gestaltungs- und Handlungsmöglichkeiten im Kontext der Plattformökonomie am Beispiel einzelner Betriebs- und Geschäftsmodelle
Ergebnisse
Die Studie zeigt, dass digitale Plattformen wie Airbnb, Uber oder Lieferando die Art und Weise, wie Menschen wohnen, arbeiten und sich fortbewegen, grundlegend verändern. Diese Plattformen beeinflussen zentrale Lebensbereiche wie Mobilität, Wohnen und Gastronomie, oft mit erheblichen Auswirkungen auf kommunale Strukturen. Zum Beispiel entlasten Mobilitätsdienste wie Lime den Verkehr, während Airbnb den Wohnungsmarkt durch die Umwidmung von Wohnraum belastet.
Anhand von 16 Fallbeispielen beleuchtet die Studie, wie Plattformen in verschiedenen Kontexten wirken. Sie analysiert sowohl privatwirtschaftliche Plattformen als auch kommunale Lösungen wie die Freiburger Wohnungstauschbörse und FeProNet in Bamberg. Diese Beispiele zeigen, dass Plattformen eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung lokaler Herausforderungen spielen können, etwa durch die Förderung von nachhaltiger Mobilität oder durch die Schaffung von Angeboten für spezifische Zielgruppen.
Die Studie empfiehlt drei strategische Ansätze, damit Kommunen die Plattformökonomie aktiv gestalten können: Erstens sollten freiwillige Vereinbarungen mit Plattformbetreibern getroffen werden, etwa zur Datennutzung oder Zusammenarbeit in lokalen Projekten. Zweitens können rechtliche Instrumente wie Obergrenzen für Kurzzeitvermietungen oder Genehmigungspflichten für Leihfahrzeuge eingesetzt werden. Drittens wird die Entwicklung kommunaler Plattformlösungen betont, um Angebotslücken zu schließen und die Kontrolle über wichtige Dienste zu behalten