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Auf dem Weg zur resilienten Stadt hat sich Mannheim die Anpassung an Klimafolgen auf die Fahnen geschrieben. Eine zentrale Maßnahme im Rahmen der Mannheimer Smart-City-Strategie ist das sogenannte Klimamessnetz.
Bis Ende 2022 wurden im Stadtteil Neckarstadt bereits 50 Wettersensoren installiert, bis Ende diesen Jahres sollen es etwa 400 in der ganzen Stadt werden. „Die Sensoren werden radialsymmetrisch, also wie ein Spinnennetz, hin zur Innenstadt angebracht“, erklärt Robert Thomann, Geschäftsführer der Smart City Mannheim GmbH, einem Joint Venture der MVV Energie AG und der Stadt Mannheim. Die Sensoren sammeln Daten über Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit, Niederschlag sowie Windrichtung und Windgeschwindigkeit. Im Rahmen eines Piloten sollen künftig weitere Daten mobil mit Hilfe einer Straßenbahn erhoben werden.
Erst wenn eine Stadt die Hoheit über ihre Daten hat, ist sie unabhängig informiert und handlungsfähig. So kann sie zielgerichtet und effizient den Herausforderungen des Klimawandels begegnen.
Robert Thomann, Geschäftsführer der Smart City Mannheim GmbH
Auf diese Weise können die Mannheimer nicht nur das Mikroklima ihrer Stadt in Echtzeit überwachen, sondern sind in der Lage mittels der Kombination mit weiteren Daten, Vorhersagen und Anpassungen für die zukünftige Stadtentwicklung vorzunehmen. Dabei sind folgende Fragen elementar: Wie beeinflussen Neubauprojekte das Stadtklima? Welche Grünflächen bewirken einen wichtigen, kühlenden Effekt? Und wie stark wirken sich begrünte Dächer oder Gleise auf das Stadtklima aus? Ein aktuelles Testfeld für das Klimamessnetz wird eine neue Frischluftschneise sein, die in Mannheim im Zuge der Umgestaltung des Areals einer früheren US-Militärkaserne Spinelli entsteht. Am 14. April 2023 wird hier auch die Bundesgartenschau eröffnet.
Die erhobenen Daten unterstützen die Stadtverwaltung unter anderem auch bei der Umsetzung des Hitzeschutzaktionsplans, der 2020 beschlossen wurde. „Wir liefern damit die Datengrundlage, um Maßnahmen priorisieren und evaluieren zu können“, sagt Robert Thomann.
Auf dem Weg zum stadtweiten Klimamessnetz müssten jedoch auch viele Hürden genommen werden. Die Anforderungen an die Datenqualität und damit auch an deren Aussagekraft erfordern ein mehrstufiges Standortauswahlverfahren, bei dem die örtlichen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen sind: „Im öffentlichen Raum wird die Sensorik bevorzugt an Straßenbeleuchtungsmasten installiert. Manche Masten stellen sich dann als zu alt oder als nicht hoch genug heraus, sodass immer wieder Alternativen gesucht werden müssen“, so Thomann. Bei privaten Standorten müssen mit Eigentümern von Grundstücken oder Gebäuden Gestattungsverträge abgeschlossen werden, die zum Teil längere Prüf- und Genehmigungszeiträume erfordern. Auch wenn bereits Daten in anderen Bereichen vorhanden sind, müssen diese zunächst technisch erschlossen und zusammengeführt werden. Auch das nimmt Zeit und Ressourcen in Anspruch.
Allen Herausforderungen zum Trotz ist Thomann überzeugt, dass Daten der wichtigste Schlüssel zur urbanen Resilienz sind: „Erst wenn eine Stadt die Hoheit über ihre Daten hat, ist sie unabhängig informiert und handlungsfähig ist. So kann sie zielgerichtet und effizient den Herausforderungen des Klimawandels begegnen.“