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In insgesamt 16 Steckbriefen beleuchten die Autorinnen und Autoren vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) und vom Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE den Einfluss unterschiedlicher Onlineportale: von Lime oder Uber, die traditionelle Verkehrsmittel ergänzen, bis hin zu Airbnb, das Wohnungen an Touristinnen und Touristen vermietet. Gleichzeitig bezieht die Studie gezielt kommunal initiierte und betriebene Plattformen ein. Dazu gehören Angebote wie die Freiburger Wohnungstauschbörse, die Buchungsplattform Biletado (Amt Süderbrarup) oder die Ferienprogrammplattform FeProNet (Bamberg).
Wie Städte und Regionen zu Gestalterinnen werden
Die Studie fasst bisherige Erkenntnisse zu den Effekten von Plattformen und digitalen Diensten auf elf Handlungsfeldern der Stadtentwicklung zusammen. Plattformen und digitale Dienste bieten ihre Dienstleistungen zwar online an, ihre Wirkung beschränkt sich jedoch nicht auf den digitalen Raum. Ganz im Gegenteil nutzen diese Geschäftsmodelle den Stadtraum und die dort vorhandene beziehungsweise noch zu entwickelnde Infrastruktur – etwa in Form von Stellplätzen im öffentlichen Raum, als Verkehrsnetz oder als dezentrale Lagerflächen in Erdgeschossen.
Jan Abt vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) und Mitautor der Studie empfiehlt Kommunen, sich objektiv mit den Wirkungen und Logiken der Plattformökonomie auf die eigene Stadtentwicklung zu beschäftigen:
Vielfach ist die Diskussion ideologisch aufgeladen. Dabei geht um einen sachlichen Blick: Wo Wirkungen den kommunalen – etwa bestehenden Zielen wie bezahlbarem Wohnraum, nachhaltiger Mobilität oder Klimaschutz – entgegenstehen, gilt es zu steuern. Wo sie eigene Ziele befördern können, gilt es zu unterstützen.
Jan Abt, Difu
Um die Potenziale der Plattformökonomie für die Stadt- und Regionalentwicklung zu nutzen und potenziell negative Auswirkungen zu minimieren, empfehlen die Autorinnen und Autoren eine strategische Herangehensweise. Dafür bieten sich insbesondere drei Ansätze an:
- Freiwillige Vereinbarungen zwischen Kommunen und Plattformbetreibern können eine produktive Zusammenarbeit fördern – beispielsweise durch die gemeinsame Definition von „Spielregeln“ oder Kooperationen, die auch den Zugriff auf den Datenpool der Plattformanbieter regeln können.
- Kommunen können rechtliche Maßnahmen ausschöpfen, um Plattformen zu regulieren. Dazu gehören etwa Obergrenzen für Kurzzeitvermietungen oder eine Genehmigungspflicht für Abstellflächen und die Anzahl von Leihfahrrädern.
- Um aktiv zu handeln und Angebotslücken zu schließen, können Kommunen Plattformlösungen selbst entwickeln und betreiben. Hier gilt es, jedoch den Aufwand realistisch einzuschätzen. Partnerschaften mit anderen Institutionen und Anbietern können dabei einen ressourceneffizienten Betrieb ermöglichen. Statt lediglich als unbeteiligtes Wirkungsfeld für digitale Plattformen zu dienen, werben die Autorinnen und Autoren für ein stärkeres Selbstverständnis von Kommunen als gestaltender Akteur. Matthias Berg vom Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE und Co-Autor der Studie betont:
Städte und Regionen haben die Chance, die Plattformökonomie lokal mitzuprägen. Die Studie liefert hierfür konkrete Anstöße und zeigt Wege auf, wie Städte ihre Gestaltungsspielräume nutzen können.
Matthias Berg, Fraunhofer IESE
Smart-City-Forschung
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hat die Publikation herausgegeben und wissenschaftlich betreut. Die Begleitforschung der Modellprojekte Smart Cities arbeitet das in den Modellprojekten Smart Cities und weiteren Kommunen gewonnene Praxiswissen fundiert auf und leitet daraus Handlungsempfehlungen ab.