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Durch die Olympischen Spiele war Paris eine der Hauptstädte europäischen und internationalen Wettbewerbs dieses Jahr. In diesem Sinne begann das letzte Vor-Ort-Treffen im Rahmen des Programms #vernetztinEuropa mit einer neugierigen Sammlung der europäischen Wettbewerbe die in jeder der Teilnehmer-Städte zuletzt stattfanden oder demnächst stattfinden werden. Die aus diesem Icebreaker sichtbar werdende reiche Vielfalt an Veranstaltungen gab bereits einen Vorgeschmack auf den facettenreichen fachlichen Austausch, der Folgen sollte.
Die Städte Krefeld und Amsterdam präsentierten der Gruppe zwei erkenntnisreiche Vorträge. Krefeld schilderte en Detail die Prozessschritte zur Automatisierung der Übersetzung von Wetterdaten in granularere Hitzewarnungen und deren zielgenaue Übermittlung an relevante Gruppen. Der Temperaturunterschied in Städten kann bis zu 5°C betragen, sodass viele Fehlalarme das Risiko für eine Abstumpfung gegenüber Risikowarnungen seitens der Bürgerinnen und Bürger birgt, dem mit dem Krefelder Ansatz entgegen gewirkt werden soll. Momentan befindet sich das Projekt noch in einer Beta-Version, aber andere Städte in der Runde meldeten bereits ihr Interesse für eine ausführliche Dokumentation an, um ggf. zu replizieren.
Amsterdam fuhr dann mit seiner Präsentation über den Status quo der Bereitstellung von hochwertigen Datensätzen (High-Value Datasets, HVD) im Zusammenhang mit Digitalen Zwillingen und speziell dem niederländischen Programm "3D Bag" fort. 3D Bag bietet bisher das detaillierteste semantische 3-D-Modell von Gebäuden auf Landesebene und ist ein frei und öffentlich verfügbarer Datensatz. Es baut auf einer zentralen Datengrundlage aller Gebäude in den Niederlanden auf und dient bereits mehreren Zwecken der Visualisierung oder als Inputvariable für Anwendungen. Amsterdam hob aber auch hervor, dass es noch Spielraum für die Verbesserung der Aktualisierungsintervalle der verfügbaren Daten und für höhere Detailstufen (Level of Detail, LOD) gibt.
Dies führte zum ersten größeren Diskussionspunkt: "Welchen Detaillierungsgrad benötigen Digitale Zwillinge, in Abhängigkeit von verschiedenen Anwendungen?" Schattenwurfsimulationen oder detaillierte Berechnungen von Solardach-Potentialen benötigen beispielsweise eine genauere Darstellung der Dachform. Für viele Berechnungen und Darstellungen von Verkehrsströmen andererseits ist eine genauere Gebäudeform unerheblich.
In jedem Fall berichteten mehrere Städte, dass Vorgänge der Bereitstellung hochwertiger Datensätze in ihren Verwaltungen noch besser organisiert und zueinander in Bezug gesetzt werden können, auch um entsprechenden EU-Richtlinien Folge zu leisten.
Diskussionspunkt 1: "Welchen Detaillierungsgrad benötigen Digitale Zwillinge, in Abhängigkeit von verschiedenen Anwendungen?”
Als Nächstes gab das Sekretariat des International Smart Cities Network (ISCN) einen Input zu internationalen Praktiken, insbesondere zu PLATEAU, der nationalen Initiative für einen Digitalen Zwilling in Japan. Außerdem wurde als Ergänzung zum "niederländischen" und "deutschen Modell" eine Typologie für verschiedene Strategien der landesweiten Entwicklung des digitalen Zwillings vorgeschlagen, die zum nächsten Diskussionspunkt überleitete (Abb. 1): "Was sind die besten Verbreitungs- und Skalierungspfade für Lösungen Digitaler Zwillinge innerhalb von Ländern und über Regionen hinweg?" Mehrere Städte in der Runde äußerten ihre allgemeine Präferenz für eine stärker zentralisierte Führung der nationalen Ebenen für die Infrastruktur und Komponenten des digitalen Zwillings. Andererseits wurde deutlich, dass in jedem Szenario weitere Fortschritte möglich sind und die jeweiligen Entwicklungspfade gut zusammenwachsen können, da ein Fokus auf Open Source und Interoperabilität starre Pfadabhängigkeiten verhindert.
Discussion point 2: “Was sind die besten Verbreitungs- und Skalierungspfade für Lösungen Digitaler Zwillinge innerhalb von Ländern und über Regionen hinweg?”
Nach diesen technischen Abschnitten war es an der Zeit, praktisch zu werden. In einer kurzen Breakout-Session kamen die Tandems und Tridems zusammen und diskutierten die nächsten Schritte und weitere Themen für die thematischen Schwerpunkte ihres Austauschs, auch mit Bezug auf bevorstehende Förderaufrufe der EU hier und here. Die Gruppen gaben anschließend Zusammenfassungen ihrer Austauschaktivitäten und Projektschwerpunkte, wie z.B. die Erprobung der Interoperabilität und des Replikationspotenzials digitaler Zwillinge, Anwendungen von Robotik und LoRaWan-Sensorik, die internationale Verknüpfung kommunaler offener Datenplattformen, Smart-City-Beteiligungsmodi oder die grenzüberschreitende gemeinsame Datennutzung in einem gemeinsamen Datenraum. Einige Städte ergänzten dies durch Beiträge zu anderen ihrer aktuellen Smart-City-Aktivitäten.
Zum Schluss berichtete das BBSR zum Sachstand der Begleitforschung, deren Publikation für den Beginn des nächsten Jahres erwartet wird.
Mehrere Teilnehmende bestätigten, dass das #vernetztinEuropa Programm sehr seinem Namen gerecht wurde und unterstrichen die wertvollen Vernetzungsmöglichkeiten und Erkenntnisse, die sich aus dem Programm ergaben. Die meisten Städte sind sehr daran interessiert, in Kontakt zu bleiben und weitere Fortschritte bei den gemeinsam identifizierten Smart-City-Schwerpunkten zu erzielen. Mehrere Städte sind bereits gut positioniert, um ihre Projekte im Rahmen zukünftiger Programme fortzusetzen und ihre Ergebnisse und Dokumentationen in geeigneten Plattformen für interessierte Nachahmer zu verankern
Sie wünschen weitere Informationen zu #vernetztinEuropa? Kontaktieren Sie uns gerne via iscn@giz.de.