Podium bei der Regionalkonferenz Iserlohn
Die „Smarties“ aus Südwestfalen stellen ihre Schwerpunkte vor Ort und ihr einzigartiges Kooperationsmodell vor. Mit dabei (von links nach rechts): Sven Willerscheid, Bad Berleburg, Robin Eisbach, Menden, Dagmar Lehmann, Iserlohn, Michaela Halbe, Olpe, Yvonne Kaiser, Arnsberg, Stephan Siegert, Soest und Hennig Schulz, Moderation. DLR

Dokumentation Regionalkonferenz Iserlohn: Wandel gestalten, authentisch kommunizieren

Wie geht Smart City in einer ländlich geprägten Region? Wie können Städte und Gemeinden voneinander lernen und miteinander kooperieren? Und wie gelingt es, abstrakte Themen greifbar zu machen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich rund 120 Teilnehmende bei der 10. Regionalkonferenz der Modellprojekte Smart Cities am 6. September 2023 in Iserlohn.

Event details

Datum
06.09.2023, 10:00 - 18:00
Art der Veranstaltung
Offline (persönlich)
Dokumentation

Paragraphs

Südwestfalen hat sich zum Ziel gesetzt, die smarteste Region Deutschlands zu werden. Davon sollen alle 59 Städte und Gemeinden in der Region profitieren. Als „5 für Südwestfalen“ gehen die Pionierkommunen Arnsberg, Bad Berleburg, Menden, Olpe und Soest – eine Kommune aus jedem Kreis – voran. Auch die Stadt Iserlohn, die ebenfalls als Modellprojekt Smart Cities vom Bund gefördert wird, beteiligt sich an diesem Austausch und Wissenstransfer. Die Südwestfalen Agentur fungiert dabei als zentraler Netzwerkknoten. Das hier ein Modell entstanden ist, das auch Vorbild für andere Regionen in Deutschland sein kann, wurde auf der Konferenz deutlich. Ein Beispiel ist die „Smart Cities: Schule“: Hier werden in unterschiedlichen Formaten Lösungen und Erfahrungen der Pioniere geteilt und verbreitet. Davon profitieren gerade kleine und mittlere Kommunen, die nur geringe eigene Ressourcen haben.

 

Momentaufnahme bei einem der Workshops.
Die Workshops boten Smart City zum Anfassen und Ausprobieren. DLR

In den Workshops wurden die Themen vertieft, aber auch ganz praktisch Methoden eingeübt: 

  • In Workshop A drehte sich alles um Stadtlabore, Maker-Spaces, Digi Labs als Orte der Begegnung in der Smart City. Im Rahmen eines World Cafés lernten die Teilnehmenden an Ständen die Stadtlabore in Iserlohn, Soest, Menden und Arnsberg kennen und arbeiteten gemeinsam Learnings und Herausforderungen heraus.
  • Mini-Drehbücher für den Wandel sind in Workshop B „Vom digitalen Wandel erzählen: Storytelling in der Smart City“ entstanden. Die wichtigste Erkenntnis der Gruppenarbeit und der anschließenden Präsentation: Geschichten und Emotionen wecken Begeisterung, egal ob am Marktstand, beim Fachvortrag, im Beitrag für einen Newsletter oder in einem Film.
  • Im Mittelpunkt von Workshop D stand die Kernfrage, wie regionale Kooperationen zielführend gestaltet werden können. Dabei wurden unter anderem Beispiele und Musterlösungen aus dem Werkzeugkasten der „5 für Südwestfalen“ sowie existierende Konsortien, Kooperationsmodelle und Musterlösungen im MPSC-Programm vorgestellt. Eine Gelingensbedingung für funktionierende Kooperationen, so zeigte die Diskussion, sei vor allem das Schaffen von Vertrauen.
  • Um die Grundprinzipien agilen Arbeitens ging es in Workshop C zu modernen Kollaborationsmethoden für die Arbeit im interkommunalen Team. Wie setzt man schnell etwas um, statt lange Konzepte zu schreiben, wie reflektiert man in der Runde und legt Anpassungen fest? Die Methoden wurden spielerisch anhand des „Ball Point Game“ eingeübt.

Zusammenfassung der Workshops

Workshop A: Stadtlabore, Maker-Spaces, Digi Labs – Ort der Begegnung in der Smart City

Workshop A: Stadtlabore, Maker-Spaces, Digi Labs – Ort der Begegnung in der Smart City

Moderation: Dr. Dagmar Lehmann, Modellprojekte Smart Cities Iserlohn
Gestaltet von: Kommunen Iserlohn, Arnsberg, Soest und Menden

Nach einem kurzen Input zur Bedeutung und Funktion von Stadtlaboren stellten sich die vier Stadtlabore der Region Südwestfalen kurz mit ihren Schwerpunkten vor – siehe Präsentation. Im Anschluss daran erfolgte eine Workshop-Phase an vier Stationen. Die vier Stadtlabore präsentierten dabei jeweils Inhalte aus ihren Laboren und es wurde jeweils ein Schwerpunktthema vertieft.

Waldstadtlabor Iserlohn – Wie fange ich an?

Zum Iserlohner Waldstadtlabor wurden insbesondere die Zielgruppen in den Blick genommen und diskutiert, wie die verschiedenen Gruppen angesprochen und eingebunden werden können. Ein weiterer Fokus lag auf den verschiedenen Themen, die für die Einrichtung eines Stadtlabors von Bedeutung sind, wie politische Beschlüsse, Auswahl und Ausstattung der Räumlichkeit, Erarbeitung eines Konzeptes und eines ersten Programms sowie das Thema Marketing.

stadtLABOR Soest – Gute Räume erzeugen!

Beim Workshop des stadtLABORs Soest ging es um die Gestaltung von Räumlichkeiten und wie eng diese mit dem Ziel der Einrichtung verbunden sind. In den Gruppen wurden verschiedene Ideen und Kriterien gesammelt, die ein Stadtlabor als Ort der Innovation ausmachen. Der Tenor: Nicht wie im Rathaus, dafür eher mehr wie ein „Dritter Ort“ – einladend anders, zugänglich und offen. Ein wichtiges Take Away war hier, dass es oft nicht an den Ideen mangelt, solche (für die Verwaltung) ungewöhnlichen Räume zu gestalten, sondern diese auch umzusetzen und mit Leben zu befüllen.

Zukunfts.Werk.Stadt Menden – Was muss/kann ich anbieten?

Im Workshop der Zukunfts.Werk.Stadt wurde erarbeitet, welche Themen, Formate und Angebote ein Stadtlabor bieten kann. In den Gruppen wurde anhand vorgegebener Handlungsfelder (z.B. MINT-Bildung, Nachhaltigkeit,…) diskutiert, welche Angebote zielführend angedacht werden können. Weiterhin wurden Fragen zu Umsetzung, konkreten Erfahrungen mit einzelnen Formaten und Bewerbung der Inhalte gestellt und in der Runde beantwortet. Die richtigen Partner sind wichtig für das Gelingen von Angeboten, sodass im Rahmen des Workshops auch überlegt und angebracht wurde, welche Partner für welches Format eingebunden werden könnte.

FreiRAUM Arnsberg – Wie gewinne ich Mitstreiterinnen und Mitstreiter?

Das Team des freiRAUM Arnsberg und die Teilnehmenden stellten sich die Frage, wie sich nützliche Netzwerke knüpfen lassen. Das Team aus Arnsberg stellte dabei seine kollaborative Herangehensweise in der Projektplanung und die Gewinnung örtlicher Multiplikatoren vor. Zu Fragen wie man Verbindlichkeiten für die Besucherinnen und Besucher schaffen kann, wie man Menschen nachhaltig für ein Projekt begeistern kann und wie ein Projekt ein wahrgenommener Teil der Stadtgesellschaft wird, wurden erste Lösungsansätze gefunden.

Workshop B: Vom digitalen Wandel erzählen: Storytelling in der Smart City

Workshop B: Vom digitalen Wandel erzählen: Storytelling in der Smart City

Moderation: Dorothee Fricke, Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities
Input: Kathrin Viergutz – Koordinierungs- und Transferstellte Modellprojekte Smart Cities
Reflexion: Dr. Charlotte Räuchle - Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Als Mobilitätsforscherin, Speakerin und Science Slammerin steht Kathrin Viergutz oft auf Bühnen und setzt dabei auf Storytelling: „Es geht mir darum, das Publikum gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen und zum Lachen bringen.“ In ihrem Inputvortrag zeigte sie, warum jede Geschichte eine Heldin oder einen Held braucht. Ihre Botschaft: Je abstrakter ein Thema ist, desto wichtiger ist es, mit Storys und Emotionen Begeisterung zu wecken.

Die Erfahrung, dass es eine Herausforderung ist, die Themen der Smart City zu vermitteln, konnten die Teilnehmenden des Workshops bestätigen. Im Hauptteil waren sie gefordert, in Kleingruppen ein Mini-Drehbuch rund um ein Smart-City-Konzept oder einen Alltagsgegenstand zu entwickeln. Die Ergebnisse wurden anschließend vorgetragen. Die wichtigste Erkenntnis: Storytelling ist kein „Hexenwerk“ und wirkt - egal ob am Marktstand, beim Fachvortrag, im Beitrag für einen Newsletter oder in einem Film.

Die abschließende Reflexion mit Charlotte Räuchle vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, die als Forscherin Narrative von Smart Cities untersucht hat, machte deutlich, dass ein Narrativ als übergreifende Vision wichtig ist, daraus aber immer wieder einzelne Storys mit einfachen Botschaften abgeleitet werden müssen.

Workshop D: Regionale Chancen und Herausforderungen: Interkommunale Kooperation zielführend gestalten

Workshop D: Regionale Chancen und Herausforderungen: Interkommunale Kooperation zielführend gestalten

Aufstellung der teilnehmenden Personen des Workshops im Soziogramm
Aufstellung der Teilnehmenden im Soziogramm Robin Eisbach

Impulse: Robin Eisbach, Modellprojekt Smart Cities „5 für Südwestfalen“ Nora Immink Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities (KTS)

Zu Beginn des Workshops haben sich die Teilnehmenden in einem Soziogramm im Raum verteilt, um den Status Quo der Kommunen zu den Fragen „Wie aktiv bin ich in regionalen Kooperationen?“ und „Wie erfolgreich ist die regionale Kooperation?“ aufzunehmen. Während die Teilnehmenden ihre Erkenntnisse zu diversen Kooperationsformen geteilt haben, konnten Schlagworte zu Herausforderungen und guten Wegen herausgearbeitet werden. Ein zentrales Ergebnis war, dass die MPSC nicht nur mit ihren konkreten Maßnahmen, sondern auch über die Art der Zusammenarbeit, eine Leuchtturmfunktion für andere Kommunen haben können. Es wurde deutlich, dass die Herausforderungen des Change Managements im Bereich regionaler Kooperationen nicht zu unterschätzen ist. Das Schaffen von Vertrauen wurde als Grundstein für funktionierende regionale Kooperationen genannt. Neben fehlenden zeitlichen und personellen Ressourcen wurden unterschiedliche Fördervorgaben als Herausforderungen und Stolpersteine für sämtliche Kooperationsformen benannt.

Im zweiten Teil des Workshops gab es zwei Impulse aus unterschiedlichen Perspektiven: Robin Eisbach aus Menden (mendigital GmbH, MPSC 5 für Südwestfalen) stellte Beispiele und Musterlösungen aus dem Werkzeugkasten der 5 für Südwestfalen (z.B. Musterbeispiele für Geschäftsordnungen, Kooperationsverträge oder auch technische Tools für die interkommunale Zusammenarbeit) vor. Nora Immink aus dem Projektbüro der KTS gab ergänzend dazu einen Überblick über bereits existierende Konsortien, Kooperationsmodelle und Musterlösungen im MPSC-Programm.

Zum Abschluss des Workshops wurde gemeinsam mit den Teilnehmenden ein Mini-Marktplatz für Musterlösungen erstellt und bestückt. Auf diesem wurden bereits bestehende Verträge, Organisationsformen, gemeinsame Vergaben etc. geteilt und kurz vorgestellt. Das Ziel des Workshops konnte durch den voll befüllten Marktplatz erreicht werden, sodass die Teilnehmenden mit neuen Musterlösungen und Kontakten aus dem Workshop gegangen sind. Konkrete Beispiele sind ein Kooperationsvertrag der Stadt Mönchengladbach oder ein Steckbrief für Online-Kommunikation der 5 für Südwestfalen.

Erfolgsfaktoren von Smart-City-Kommunikation und -Vernetzung

Das Podium in Iserlohn.
Das Podium in Iserlohn. DLR

Das Podium am Nachmittag, mit Michael Huch, stellvertretender Leiter der Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities, Stephanie Arens, Leiterin der Südwestfalen Agentur, Andreas Haubrichs, Stadt Werdohl, Charlotte Räuchle, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und Hendrik Wächter, Modellprojekt Smart Cities Oberhausen, rückte Erfolgsfaktoren von Smart-City-Kommunikation und Vernetzung in den Blick. Wichtige Erkenntnisse der Runde waren:

  • Smart City ist vor allem eine Werkzeugbox, um kommunale Ziele im Sinne der integrierten Stadtentwicklung zu erreichen.
  • Am besten wäre es, wenn man nicht mehr den abstrakten Begriff Smart City erklären müsste, sondern sich der Begriff durch die gelebte Wirklichkeit überholt.
  • Kommunikation in und mit der Verwaltung ist mindestens genauso wichtig wie Öffentlichkeitsarbeit. Dazu braucht es passende Formate, zum Beispiel einen Bürgermeisterbrunch.
  • Für die Menschen in einer Stadt oder Region zählt bei Smart City, was ihr Leben verbessert.
  • Bürgerbeteiligung ist wichtig, braucht aber einen Rahmen und ein Erwartungsmanagement.
  • Für den Wissenstransfer von Smart-City-Lösungen braucht es nicht nur Geschichten, sondern auch Fakten: Was sind Erfolgsfaktoren, welche Ressourcen brauchen die Kommunen?
  • Mit festen oder mobilen Ankerorten zur Digitalisierung – ob Stadtlabor oder Lastenrad – kann man viele Menschen erreichen.

Wie so ein Stadtlabor konkret aussieht, das konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmerinnen zum Abschluss bei den Exkursionen zu den Stadtlaboren in Iserlohn und Menden sowie zwei mobilen Beispielen erleben.

 

Einige Menschen stehen vor dem Waldstadtlabor in Iserlohn.
Das WaldStadtLabor in Iserlohn ist zur festen Institution geworden. DLR

Weitere Informationen

Agenda

Contacts