A slide reading "ISCN Online Advisory Programme: Cities and Data Platforms on multiple geographic levels", three stacked layers

ISCN Online Advisory Programme #11: Städtische Datenplattformen auf unterschiedlichen Flughöhen

Das 11. Online Advisory Programm des ISCN befasste sich mit städtischen Datenplattformen auf unterschiedlichen Ebenen. Es wurden drei innovative Beispiele aus Lyon, Buenos Aires sowie Leuven und Roeselare vorgestellt und wichtige Erkenntnisse geteilt.

Event details

Datum
12.10.2023, 13:30 - 15:00
Art der Veranstaltung
Online (virtuell)
Dokumentation

Paragraphs

Eine wertvolle Erkenntnis der Veranstaltung ist, dass es verschiedene Datenplattformen in unterschiedlichen Größenordnungen gibt, die nicht nur auf spezifische Bedürfnisse, sondern auch auf die Struktur der Verwaltung zugeschnitten sind. Der Schlüssel zur Verbesserung der Nutzbarkeit von Datenplattformen liegt in der Bündelung von Wissen und Ressourcen, entweder durch Open-Source-Code oder durch die Zusammenarbeit zwischen Städten. Darüber hinaus ist die Einbeziehung eines breiten Spektrums von Akteuren, einschließlich der Bevölkerung, für diesen Prozess unerlässlich.

Die wichtigsten Erkenntnisse kurz zusammengefasst: 

  • Wir können über die Zukunft spekulieren, aber nur Daten geben uns die Möglichkeit, informierte Entscheidungen zu treffen. Aktives Zuhören, Zusammenarbeit und Planung sollten die Grundprinzipien sein, wenn es darum geht, den Nutzen von Datenplattformen zu erhöhen.
  • Die Macht der Verträge: In Lyon sind Verträge, die die Partner im Bezirk zur gemeinsamen Nutzung von Daten verpflichten, ein wichtiges Instrument, damit die gemeinsame Nutzung von Daten funktioniert.
  • Vielfalt in Teams: Damit ein gutes Produkt zum Leben erweckt wird, sind Teamgeist, Vielfalt und Einbeziehung die Grundlage. Das hat in Buenos Aires funktioniert!
  • Gemeinsam beschaffen: Auch wenn es vom ersten Gespräch bis zur Umsetzung ein langer Weg sein kann, können kleinere Städte ihre Ressourcen bündeln und digitale Infrastruktur gemeinsam beschaffen. In Leuven, Roeselare und Brügge hat das wunderbar funktioniert!

Renate Mitterhuber, Leiterin des Referats "Smart Cities" im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauen, eröffnete das OAP. Sie betonte den hohen Stellenwert des Wissensaustauschs zwischen Städten auf der ganzen Welt.  Frau Mitterhuber wies auf die Bedeutung von städtischen Datenplattformen als Kerninfrastrukturen für Städte auf dem Weg zur digitalen Transformation hin. Sie rief dazu auf, die Plattform des ISCN weiterhin für lebhafte Diskussionen, Kooperationen und Erfahrungsaustausch zu nutzen.

Jörg Noennig, Professor für Digital City Science an der HafenCity Universität Hamburg und der Technischen Universität Dresden, hielt die Keynote zu Beginn der Veranstaltung. Er erläuterte die Vielfalt von Datenprojekten, die von städtischen Daten-Entscheidungsräumen in Amaravati/Indien, über IT-Planung für schnellere Bauprozesse in Mykolaiv/Ukraine bis hin zum regionalen Analyseinstitut zur Minderung des Katastrophenrisikos in Ecuador reichen. Er kam zu dem Schluss, dass es für die Datenarbeit im städtischen Kontext bereits geeignete Instrumente gibt. Sie können einen Mehrwert für städtische Qualitäten wie Gesundheit, Sicherheit, Nachhaltigkeit und Partizipation schaffen: "Der Informationscode der Stadt ist wie ein genetischer Code - er hilft uns, die Stadt besser zu verstehen. Daher ist die Entwicklung der DNA einer Stadt von entscheidender Bedeutung, um Städte lebenswerter zu machen".

Baptiste Mougeot nahm uns mit auf eine Reise durch Lyon und speziell durch das Viertel "La Confluence". La Confluence hat sich in nur zwei Jahrzehnten von einer Industriebrache in ein positives Energieviertel verwandelt. Ein nachhaltiger Aktionsplan hat den Wandel begleitet und wird derzeit durch das europäische Forschungs- und Innovationsprojekt ASCEND (Accelerate Positive Clean Energy Districts) unterstützt. Die Datenplattform kommt ins Spiel, wenn Daten aus verschiedenen Gebäuden des Stadtteils gesammelt werden, um die Energieleistung der Gebäude zu überwachen. Während La Confluence in den letzten Jahren große Fortschritte bei der Datenerfassung, der Verbesserung der Qualität der Datensätze und der Einrichtung einer benutzerfreundlichen Schnittstelle gemacht hat, bleibt eine Herausforderung für die Zukunft die Schaffung einer aktiven Energiegemeinschaft in "La Confluence".

In Buenos Aires wurde die Zeit für die Genehmigung von Neubauten in der Stadt von 25 Tagen auf eine Woche verkürzt. Dies konnte erreicht werden, indem wichtige Daten auf der Plattform "3D City (Ciudad 3D)" zur Verfügung gestellt werden.  Melisa Breda, Chief Digital Officer von Buenos Aires, Argentinien, betonte die Notwendigkeit einer evidenzbasierten Entscheidungsfindung in der Politik. Ciudad 3D ermöglicht es jedem Nutzer zu verstehen, was die Regierung plant, indem es "den Stadtplanungscode der Stadt Buenos Aires auf einfache Weise in eine leicht verständliche Sprache übersetzt". Indem die Regierung den Code von Ciudad 3D als Open Source zur Verfügung stellt, fördert sie die Wiederverwendung von Daten sowie eine größere Effizienz auf personeller und finanzieller Ebene. Für Buenos Aires kann Technologie ein wichtiger Wegbereiter für die Modernisierung sein, sofern gleichzeitig aktives Zuhören, Zusammenarbeit und unterschiedliche Perspektiven im Prozess der Transformation der Städte gefördert werden. 

Tim Guily aus Leuven und James Van Zandweghe aus Roeselare hatten mit denselben Problemen zu kämpfen: Datensilos, Anbieterabhängigkeit, Inkompatiblität und proprietäre Daten, die nicht genutzt werden können. Zusammen mit einer dritten Stadt, Brügge, schlossen sie sich zusammen, um eine gemeinsame städtische Datenplattform zu beschaffen und zu implementieren. Und warum? In erster Linie, um die Kosten für jede einzelne Stadt zu senken. Für jede Stadt wäre es zu teuer gewesen, eine eigene Plattform zu entwickeln oder zu kaufen. Jetzt teilen sie sich die Infrastruktur und kooperieren bei der Entwicklung von Anwendungsfällen auf dieser Plattform. 
Das spannende Projekt begann mit einer europäischen Ausschreibung und einer Rahmenvereinbarung, nach der sich jede Stadt in Flandern der Zusammenarbeit anschließen kann: Die Kosten werden auf der Grundlage der Einwohnerzahl und der Datennutzung für die Lösungen geteilt. Durch die gemeinsame Umsetzung von Anwendungsfällen haben die drei Städte die Kosten und Risiken für die Einrichtung einer städtischen Datenplattform erheblich reduziert.

Auch in Deutschland schließen sich die Städte zusammen. Ingo Lenzen, Experte für Datenmanagement, Governance und Plattformen der deutschen Stadt Mönchengladbach, erzählte uns, wie zusammen mit der Stadt Paderborn eine städtische Plattform entwickelt wird. Im Rahmen einer neu gegründeten Arbeits- und Entwicklungsgruppe zu städtischen Datenplattformen tauschen sich die beiden Städte mit anderen deutschen Kommunen über deren Erfahrungen aus. Paderborn und Mönchengladbach werden beide durch das nationale Förderprogramm "Modellprojekte Smart City" gefördert.

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