Event details
Kulturbahnhof Aalen
Georg-Elser-Platz 1
73413 Aalen
Deutschland
Paragraphs
Als interkommunales Modellprojekt Smart Cities nehmen die Städte Aalen-Heidenheim eine Vorreiterrolle bei der digitalen Stadtentwicklung in der Region Ostwürttemberg ein. Das Zielbild einer nachhaltigen klimabewussten Stadt steht im Mittelpunkt der gemeinsamen Smart-City-Strategie, die im Frühjahr 2023 verabschiedet wurde.
Zum Auftakt der 8. Regionalkonferenz der Modellprojekte Smart Cities, die Mitte Juni im Aalener Kulturbahnhof KUBAA Vertreterinnen und Vertreter aus geförderten und nicht geförderten Kommunen, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zusammenbrachte, präsentierten Stefanie Benz, Projektleiterin der Smart City Aalen und Pia Dudel, Smart-City-Managerin in Heidenheim, wie sich die beiden Nachbarstädte gemeinsam auf den Weg gemacht haben. Das Projekt „Gemeinsam.digital“ setzt auf eine resiliente und innovative Datenstruktur, aber auch auf die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger. Dabei hilft unter anderem das „Smarte Cockpit“, eine Plattform, auf der zum Beispiel Klimadaten in Echtzeit anschaulich visualisiert werden können.
Die Stärkung der urbanen Resilienz im Sinne einer vorausschauenden Anpassungsfähigkeit ist ein zentrales Thema für smarte und klimabewusste Städte und Regionen. Nadine Kuhla von Bergmann, Expertin in der Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities und Gründerin und Inhaberin der Agentur Creative Climate Cities“ (CCC), stellt in ihrem Impuls konkrete Beispiele aus der Praxis vor.
In parallelen Workshops wurden die Themen „Smarter Umgang mit grünen und blauen Infrastrukturen“ (Workshop A), „Nachhaltiges Wirtschaften in der Smart City“ (Workshop B) sowie „Digitale Lösungen für mehr Klimaresilienz“ (Workshop C) diskutiert:
Workshop A: Smarter Umgang mit grünen und blauen Infrastrukturen
Workshop A: Smarter Umgang mit grünen und blauen Infrastrukturen
Moderation: Dr. Nadine May, Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities (KTS) & DLR Projektträger
Praxisinput: Sensorgestützte Stadtgrünpflege: Daniela Ziervogel, MPSC Jena
Hinter dem Begriff „blau-grüne Infrastruktur“ steckt der Gedanke, dass Ökosysteme und ihre Leistungen – etwa Grünflächen, aber auch Bäche, Seen oder Flussufer – unverzichtbar für eine nachhaltige Stadtentwicklung sind. Der Workshop widmete sich dem smarten Umgang mit grünen und blauen Infrastrukturen. Zwei Impulsvorträge zur wissenschaftlichen Einordnung des Themas (Nadine May, KTS) und zur Vorstellung eines Praxisbeispiels für die sensorgestützte Stadtgrünpflege (Daniela Ziervogel, MPSC Jena) bereiteten einen guten Einstieg in die gemeinsame Diskussion.
Im Rahmen der Gruppenarbeit wurden vielfältige Beispiele für laufende, abgeschlossene oder in Planung befindliche smarte Maßnahmen zur Ausweitung grün-blauer Infrastrukturen in Siedlungsräumen gesammelt und in Bezug auf die damit verbundenen Ökosystemdienstleistungen (Versorgung, Regulierung, Kulturelles) eingeordnet. Die Spanne reichte dabei von Wetter- und Bodenfeuchtesensoren, Biodiversitäts- und Schädlingsmonitoring, Smarte Bienenstöcke über Urban Gardening, Fassadenbegrünung und Wald-Fitness-Apps bis hin zu Hitzeinseln und Trinkwasserquellen.
Herausforderungen in Bezug auf grün-blaue Infrastrukturen in den Städten und Kommunen bestehen gegenwärtig vor allem in der Ressourcenknappheit (Personal, Kosten und Zeit), langwierigen Ausschreibungsprozessen sowie in der mangelnden Akzeptanz für smarte Lösungen. Wesentliche Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen sind die offene und breite Kommunikation, Bürgerbeteiligung, Technikoffenheit der Mitarbeiter, eine intensive Abstimmung mit den Fachabteilungen und ausreichende Unterstützung durch die Kommunalpolitik und kommunale IT. In der Verwendung von öffentlichen Dashboards, der besseren Verfügbarkeit von Finanzmitteln, der Ausrichtung (über)regionaler Wettbewerbe und Projekte sowie der Einbindung wichtiger Multiplikatoren (Hochschulen, Jugend, Ehrenamt, Städtepartnerschaften) werden vielversprechende Lösungen gesehen. Im Hinblick auf die Unterstützungsleistung der KTS sollte der Fokus zunehmend auf die operative Praxisebene gelegt werden.
Workshop B: Nachhaltig wirtschaften in der Smart City – Von Kreislaufwirtschaft und grünen Geschäftsmodellen
Workshop B: Nachhaltig wirtschaften in der Smart City – Von Kreislaufwirtschaft und grünen Geschäftsmodellen
Moderation: Felix Unseld, MPSC Aalen-Heidenheim
Praxisinput Innovationshub: Boris Schmitt, MPSC Rhein-Neckar
Wie lassen sich in der Smart City nachhaltige Geschäftsmodelle, die auch wirtschaftlich attraktiv sind, umsetzen? Zu dieser Frage brachte der Workshop eine diverse Teilnehmerschaft aus Kommunen, Wissenschaft und Wirtschaft zusammen.
Felix Unseld stellte für das Modellprojekt Smart Cities Aalen-Heidenheim: GemeinsamDigital in seinem Impuls den „Aalener Weg“ vor: Bereits 2017 wurde ein Smart-City-Beirat gegründet, der turnusmäßig Vertreterinnen und Vertreter aus regionaler Wirtschaft, Wissenschaft und Stadtverwaltung zusammenbringt. Der informelle Austausch zu aktuellen Vorhaben und Problemstellungen führt zu einem gemeinsamen Verständnis und bringt Kooperationen auf den Weg.
Boris Schmitt vom Modellprojekt Smart Cities Metropolregion Rhein-Neckar zeigte in seinem Impuls am Beispiel nachhaltiger Tourismus wie kommunale Innovationen zusammen mit lokalen Gründerinnen und Gründern vorangetrieben werden können und warum nachhaltige Entwicklung und Wirtschaftsförderung sich nicht wiedersprechen.
In einer Zukunftswerkstatt setzen sich im zweiten Teil des Workshop alle Teilnehmenden mit Herausforderungen, Zukunftsvisionen und realistischen Zielen für nachhaltiges Wirtschaften in der Smart City auseinander.
Als Herausforderung wurde unter anderem die Unterschiedlichkeit der beteiligten Akteure genannt. Ein weiterer Punkt, den die kommunalen Vertreterinnen und Vertreter anbrachten: Oft wollten Unternehmen fertige Geschäftsmodelle verkaufen, statt gemeinsam mit Kommunen etwas zu entwickeln. Es sei daher wichtig, das Verständnis für einander zu wecken und die Schere im Kopf zu überwinden, dass Nachhaltigkeit ist nicht das Ausbleiben von Ökonomie bedeutet.
Um der Vision einer lernenden und kooperativen Stadt näher zu kommen, sahen die Teilnehmenden spannende Lösungsansätze in (regionalen und überregionalen) Matching-Plattformen und einer Stärkung der Kreislaufwirtschaft.
Workshop C: Mit digitalen Werkzeugen auf dem Weg zur Klimaresilienz?
Workshop C: Mit digitalen Werkzeugen auf dem Weg zur Klimaresilienz?
Moderation: Felix Rudroff, Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities (KTS) & DLR Projektträger
Praxisinput – Maßnahmen der Stadt Mannheim: Sven Riffel, MPSC Mannheim
Fachimpuls – Resilienz in der Smart City: Dr. Ralf Schüle, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
Der Workshop widmete sich den Herausforderungen und Aufgaben in der kommunalen Praxis bei der Verknüpfung der Themen Smart City und Klimaresilienz. Es ist naheliegend die großen Transformationsaufgaben Digitalisierung und Klimafolgenanpassung zusammenzudenken, jedoch erfordert dies, neben der Sensibilisierung für diese Themen als Dauerthemen in Politik und Verwaltung, auch Kompetenzen wie Datenkompetenz bei den handelnden Personen. Organisatorisch neu und langfristig zu denken, Change-Management voranzutreiben und das Smart-City-Team als querschnittsorientierte Bereicherung zu begreifen, ist auf lange Sicht zentral für eine Perspektive des Smart-City-Ansatzes. Dies waren nur einige der Ergebnisse der abschließenden Phase einer Zukunftswerkstatt, die im „Workshop C: Mit digitalen Werkzeugen auf dem Weg zur Klimaresilienz?!“ stattfand. Die Teilnehmenden durchliefen hierbei drei Phasen. Zunächst fand eine kritische Auseinandersetzung mit dem Status Quo statt, anschließend wurden Utopien und Visionen erarbeitet, um sich schließlich der Frage zu widmen, was realistisch umgesetzt werden könnte. In den vorangegangenen Phasen wurde klar benannt, dass es nicht um das Bauen von „Luftschlössern“ gehen sollte, denn „auch digitaler Quatsch ist Quatsch“ und „viel hilft nicht viel“, sondern das Nutzen des technischen Fortschritts sei die zentrale Aufgabe.
Kritikpunkte waren sowohl mangelnde Vorstellungskraft bei den handelnden Personen, als auch, dass die Digitalisierung nicht als Lösungsansatz begriffen werde. Als zentrale Herausforderungen wurden auch unklare Zuständigkeiten und knappe Personalressourcen benannt. Aus Sicht der kommunalen Vertreter:innen wäre es wünschenswert, neben der Verfügbarkeit von ausreichend Geld und Personal, deutschlandweite Standards und europäischen Austausch zu etablieren sowie Ziele und Konzepte integriert zu denken. Es brauche einen breiten Zuspruch zur Smart City in kommunaler Politik und Verwaltung und einen querschnittsorientierten Ansatz, insbesondere beim Know-How-Transfer.
Vor dem Hintergrund der im Rahmen des Forschungsclusters der KTS erarbeiteten Veröffentlichung „Resilienz in der Smart City. Wie Kommunen besser mit Krisen umgehen und proaktiv eine nachhaltige Zukunft gestalten können“, gab Dr. Ralf Schüle vom BBSR einen Einblick in den Resilienzbegriff und zahlreiche Praxisbeispiele aus dem Smart Cities Modellprogramm.
Aus der Praxis berichtete Sven Riffel und gab Einblicke in die Arbeit der Smart City Mannheim. Das verknüpfte Denken von strategischen Zielen und den Aufgaben unterschiedlicher Akteure, Fachbereiche, Abteilungen und Eigenbetriebe betonte er als essentiell.
Die abschließende moderierte Gesprächsrunde mit Stephan Günthner, Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Felix Unseld, Modellprojekt Smart Cities Aalen-Heidenheim, Michael Salomo, Oberbürgermeister Heidenheim, Gabriele Seefried, Erste Landesbeamtin und Leiterin des Dezernats Umwelt im Ostalbkreis sowie Nadine Kuhla von Bergmann, KTS, zeigt erneut eindringlich, dass die Klimakrise es erfordert, schnell, agil und vorausschauend zu reagieren und dabei die Möglichkeiten der Digitalisierung auszuschöpfen. Als wichtige Erkenntnisse kristallisierten sich auf dem Podium folgende Punkte heraus:
- Ein Kulturwandel in der Verwaltung ist nach wie vor zentral, damit Digitalisierung nicht mehr nur als „Nice to Have“ begriffen wird. Das Change Management dürfe nicht erst nach den Pflichtaufgaben kommen, sondern sei ein „Must Have“.
- Wie bei der Konferenz das klare Commitment der beiden Bürgermeister aus Aalen und Heidenheim zeigte, brauchen Smart-City-Teams Unterstützung von den Kommunalspitzen.
- Unabhängig von einer Förderung ist die langfristige Tragfähigkeit von Smart-City-Maßnahmen von Anfang an mitzudenken.
- Es gilt, die Mehrwerte von smarten Lösungen zu kommunizieren und diese erlebbar zu machen.
-
Regionale Vernetzung und Wissenstransfer sind zentrale Erfolgsfaktoren, mit denen Kommunen Zeit, Geld und Ressourcen sparsam und effizient einsetzen können.
Hier finden Sie die Vorträge als Download (PDF):
Stefanie Benz und Pia Dudel: GemeinsamDigital Aalen-Heidenheim
Vortrag Nadine Kuhla von Bergmann: Digitale Lösungen für die resiliente Region
Workshop A: Impuls Daniela Ziervogel: Sensorgestützte Stadtgrünpflege in Jena
Workshop A: Impuls Nadine May: Smarter Umgang mit grünen und blauen Infrastrukturen
Workshop B: Impuls Felix Unseld: Nachhaltig wirtschaften in der Smart City
Workshop B: Impuls Boris Schmitt: Smarte und nachhaltige Metropolregion Rhein-Neckar
Workshop C: Impuls Ralf Schüle Städtetransformation robust gestalten
Workshop 3: sMArt City Mannheim GmbH
Jetzt gelte es, dass Kommunen Anwendungsfälle mit erfahrbarem Mehrwert für die Verwaltung und für Bürgerinnen und Bürger weiterentwickeln und in die Praxis bringen. Impulse zur Vernetzung und zum Weiterentwickeln von Smart-City-Strategien boten auf der Tagung Vernetzungsformate wie ein „Speeddating“ und die im Rahmen von „Start Smart“ angebotenen Initialberatungen.
Weitere Informationen
Zur Agenda der Regionalkonferenz
Weitere Veranstaltungen der Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities