Main content
KielRegion: Menschen dort abholen, wo sie sind
Für Kim Strupp aus dem Projekt „SmarterLeben“ der KielRegion ist es entscheidend, dorthin zu gehen, wo sich die Menschen aufhalten: „Es reicht nicht, nur Formate anzubieten und darauf zu hoffen, dass die Leute von selbst kommen. Nur wer aufsucht, erreicht Menschen außerhalb der eigenen Bubble.“ Das Projektteam von „SmarterLeben“ setzte dafür das „Tiny Rathaus“ ein – ein mobiles Beteiligungsbüro, das in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Kiel und dem lokalen Kreativzentrum Anscharcampus konzipiert wurde. Über drei Jahre hinweg tourte das Tiny Rathaus durch die KielRegion – einem Zusammenschluss der beiden Kreise Plön und Rendsburg-Eckernförde sowie der Landeshauptstadt Kiel –, stellte Projekte vor und lud zu Workshops ein. „Wir wollten den Menschen die Möglichkeit geben, sich auszutauschen und aktiv einzubringen, auf eine niederschwellige, unmittelbare Weise“, erläutert Strupp.
Das Tiny Rathaus habe viel Aufmerksamkeit erregt, manche Menschen hätten jedoch auch falsche Erwartungen gehabt: „Es standen Leute vor uns, die ihren Ausweis beantragen wollten und dann frustriert waren, dass das im Tiny Rathaus nicht möglich war“, erzählt Strupp. Sie und ihr Team haben daraus gelernt, dass ein entsprechendes Erwartungsmanagement und eine klare Kommunikation über die Möglichkeiten und Grenzen von Partizipationsangeboten unerlässlich sind.
Analoge und digitale Ansätze kombinieren
Derzeit entwickelt das Smart Region-Projekt „SmarterLeben“ das Beteiligungskonzept weiter: Es geht darum, das analoge Haus auf Rädern mit digitalen Tools zu verknüpfen. Ein Beispiel ist die Initiative „Öffentliches WLAN im öffentlichen Raum“. In Stadtteilen mit eingeschränktem Internetzugang werden öffentliche WLAN-Hotspots eingerichtet, die nicht nur Internetzugang bieten, sondern auch aktuelle Informationen unter anderem zu Beteiligungsaktionen verbreiten.
Im Rahmen des Projekts „Beteiligungstoolbox“ kooperiert die KielRegion mit den MPSC Bamberg, Hildesheim und Lübeck, um ein interoperables System zu entwickeln, das verschiedene Beteiligungsplattformen zusammenführt. Ein Prototyp läuft bereits in der KielRegion: Inhalte der Tools „MokWi“ von WECHANGE und „adhocracy+“ von Liquid Democracy werden über eine Schnittstelle geteilt. Der nächste Baustein soll eine Schnittstelle zu DIPAS sein. Parallel laufen Vorbereitungen für eine Ausschreibung, die eine Art Marktplatz mit Matchingtool hervorbringen soll. Dieses Toll soll Kommunen ermöglichen, passende Beteiligungstools auszuwählen und zu kombinieren.
Kaiserslautern: Stadt.Raum.Wir
Digitalisierung aus der Mitte der Stadtgesellschaft heraus zu entwickeln – das hat sich die Stadt Kaiserslautern mit ihrem Smart-City-Projekt auf die Fahnen geschrieben. Im April 2022 wurde die digitale Beteiligungsplattform „KL Mitwirkung“ eingeführt, die technisch auf dem Baukastensystem von ]init[ basiert. Seitdem wurden 28 Beteiligungen durchgeführt, und über 1.600 Lautererinnen und Lauterer haben sich registriert
Unter dem Motto „Stadt.Raum.Wir“ können die Menschen aus Kaiserslautern auf der Plattform ihre Ideen für Aktionen, die die Stadt lebenswerter machen, einbringen. Seit 2023 wurden Bürgerinnen und Bürger zum Beispiel intensiv an der Neugestaltung eines brachliegenden Parkhausdachs vor dem Pfalztheater einbezogen. Das Siegerkonzept, das demnächst umgesetzt wird, setzt auf eine üppige Bepflanzung, verschlungene Wege, eine kleine Bühne und gemütliche Plätze zum Verweilen.
Für eine gelungene Bürgerbeteiligung in smarten Städten und Regionen sind laut Sabine Martin vom Projekt „Unser Lautern – Herzlich Digital“ mehrere Faktoren entscheidend:
Grundlegend ist, dass die Themen der Beteiligung die Menschen in ihrem Alltag betreffen.
Sabine Martin
Martin berichtet, dass besonders viele Menschen teilnehmen würden, wenn es um konkrete, lokale Anliegen wie die Gestaltung einer Fahrradstraße oder die Innenstadt gehe. Auch das Sammeln von Schwarmwissen, wie bei der Erstellung einer Karte mit kostenlosen Aktivitäten im Stadtgebiet, funktioniere hervorragend. Allerdings: Je komplexer und länger die Umfrage, desto schwieriger sei es, die Menschen zu motivieren.
Um alle Bürgerinnen und Bürger zu erreichen, hat sich in Kaiserslautern die Kombination von digitalen und analogen Beteiligungsformaten als besonders wirkungsvoll erwiesen. „Wir stellen die Projekte regelmäßig an Infoständen vor oder ergänzen die digitale Beteiligung durch Workshops vor Ort“, so Sabine Martin.
Kontinuierliche Kommunikation spielt ebenfalls eine wichtige Rolle: „Nach Abschluss eines Beteiligungsverfahrens sollten die Ergebnisse ausgewertet, aufbereitet und zugänglich kommuniziert werden, um den Bürgerinnen und Bürgern transparente Einblicke in den Verlauf der Beteiligung zu gewähren.“ Darüber hinaus sei eine kontinuierliche Bewerbung und Etablierung der Beteiligungsplattform als offizielles Instrument der Stadt unerlässlich.
Diese und weitere Punkte hat die Stadt Kaiserslautern in den im April 2024 verabschiedeten Leitlinien zur Bürgerbeteiligung festgehalten.
Dresden: Kreative Beteiligung mit U_CODE
Auch das Modellprojekt Smart Cities Dresden setzt auf innovative Beteiligungsformate: Herzstück der Dresdner Smart-City-Maßnahme „Smart Participation“ ist die Erarbeitung eines digitalen Beteiligungskonzepts im Sinne einer Toolbox.
In drei Stadtteilworkshops kam im September 2024 das Co-Design-Tool U_CODE zum Einsatz, entwickelt von der „WISSENSARCHITEKTUR – Laboratory of Knowledge Architecture“ der Technischen Universität Dresden. U_CODE steht für „Urban Collective Design Environment“ und ermöglicht es den Bewohnerinnen und Bewohnern, ihre Stadt in einer virtuellen 3D-Umgebung zu erkunden und selbst kreativ zu werden – ob beim Platzieren von Gebäuden, Pflanzen von Bäumen oder Gestalten von Spielplätzen. Leitfragen lenken die Teilnehmenden: „Welche Orte gefallen dir? Was muss verbessert werden?“ Die Antworten und Designs werden für die spätere Auswertung gespeichert.
„Die ersten Quartiersworkshops haben uns eine erste eindrucksvolle lokale Bestandsaufnahme ermöglicht“, erklärt Anja Jannack, wissenschaftliche Maßnahmenleiterin „Toolbox Smart Participation“. „So unterschiedlich die drei Stadtteile in ihrer Struktur und Demographie sind, so verschieden sind auch die Bedarfe der Bewohnerinnen und Bewohner. Verwaltung und Städteplanung können von solchen Informationen immens profitieren.“ Jannack und ihr Team wollen die Auswertung der Stadtteilworkshops jetzt unter anderem dafür nutzen, Beteiligungsformarte weiterzuentwickeln. Künftig könnte U_Code auch weiteren Kommunen zur Verfügung stehen.
Fazit: Bürgerbeteiligung als Grundpfeiler der Smart City
Die Modellprojekte Smart Cities zeigen: Erfolgreiche Bürgerbeteiligung erfordert die Kombination digitaler und analoger Formate, eine klare Kommunikation und die Bereitschaft, die Menschen direkt anzusprechen. Durch die kluge Kombination innovativer Werkzeuge und persönlicher Ansprache wird die Beteiligung in der Smart City nicht nur einfacher, sondern auch effektiver.